Leergutflirt

Durch einen unbekannten Supermarkt irrend nach der Leergutannahme zu suchen, bietet fruchtbaren Nährboden für eine Flirtsituation. Unsere Blicke treffen einander und verraten gemeinsame Ratlosigkeit, da weit und breit kein defekter oder lediglich rudimentär funktionierender Automat zur Entgegennahme unserer Pfandflaschen zu erkennen ist. Das verbindet ungemein.

Nach einer gefühlten halben Ewigkeit des Umherirrens zwischen den Flaschenregalen entdecke ich die Leergutannahme und weise der Dame fast heldenhaft die Richtung. Beiderseits hocherfreut halten wir auf dem Weg ein kurzes Pläuschchen: „Ist aber auch wirklich zu schwierig zu finden hier.“ – „Ja, alles total unübersichtlich.“ etc.

Nicht ohne einander noch einmal zuzulächeln werden wir schließlich Flasche für Flasche unser Pfandgut los. Die Annäherung wird jedoch jäh beendet, als ich aus meinem Baumwollbeutel – für uns beide gleichermaßen unerwartet –  eine halbvolle Flasche billigen Fusels ziehe, den mir jemand untergeschoben haben muss. Noch irritierter als ich schaue, blickt mich die Dame an. „Ich kenne diese Flasche überhaupt nicht“, sage ich zum hastigen Abschied. Schließlich bin ich zu dieser Spirituose gekommen wie der trockene Alkoholiker zur Fahne. Da mir die Situation dennoch unangenehm erscheint, achte ich später darauf, nicht gemeinsam mit der Dame an derselben Kasse anzustehen.

Das ist alles ist nicht weiter schlimm, denn schließlich funktionieren Supermarktflirts ohnehin nur in schlechten Fernsehwerbungen – und ich kann mir nun mit der halben Flasche einen vergnüglichen Abend bereiten. Falls mir noch jemand einfällt, der eine Vorliebe für billigen Schnaps hat, werde ich ihn dazu einladen.

Pfandschlupf

Symbolfoto (Hier wird vermutlich kein Pfand erhoben.)

Liebes Berlin,

in Deinen Bars und Kneipen greift es um sich, dass Bierflaschen und Gläser nur noch gegen Pfand und -marke herausgegeben werden. Entweder sind die Leute in Deinen Kneipen zu faul, die leeren Bierflaschen einfach am Tresen zurückzugeben. Oder sie leben in so prekären Verhältnissen, dass sie die 8 Cent Flaschenpfand im nächsten Supermarkt einlösen – nur, um sich ab und zu überhaupt ein überteuertes Bier in einer Gastwirtschaft leisten zu können. Möglicherweise ist es aber auch ganz anders: Vielleicht leben die Wirte in der Hauptstadt einfach nur vom Pfandschlupf?

Die Pfandmarken verliere ich ständig – oder finde sie immer erst zuhause wieder. Dort stapeln sie sich längst, aber die dazugehörigen Flaschen wurden zwischenzeitlich einkassiert. Angesichts der ohnehin schon hohen Bierpreise ist das kein sonderlich gästefreundliches Geschäftsmodell. Bei mir zuhause türmen sich so viele Pfandmarken, dass ich, könnte ich sie einlösen, von dem ganzen Geld längst eine eigene Kneipe eröffnen könnte. Zumindest aber reichte es für ein mittelgroßes Besäufnis.

Darauf erstmal einen Schnaps (ohne Pfand auf’s Gläschen). Prost!

Dein

bosch