Deutsches Theater

Volksbühne, Berlin

War die Hoffnung blind,
die nur den Morgen, nicht das Grauen sah?
Mein liebes Kind,
ich bin die Bühne nur und nicht das Drama,
ich bin nicht wirklich die Gefahr.

(Die Sterne)

Gern sitze ich in den Rängen einer Sprechbühne, um die dargestellte Kunst von oben zu betrachten. Seitdem ich zumeist in Berlin weile, habe ich jedoch keinen Fuß mehr in ein Theater gesetzt. Das ist bedauerlich.

Was Bedeutung für das größtmögliche Theatervergnügen hat:

1. Akt: Gezeigt werden bevorzugt Umsetzungen von Romanen oder moderne Autorenstücke, in denen es um Naturwissenschaften geht: Mathematik oder Quantenphysik.

2. Akt: Die Anmutung des Bühnenbildes muss reduziert sein. Dies ist nicht dem Sparzwang des Hauses geschuldet – Kunst ist, wenn man nichts mehr weglassen kann.

3. Akt: Egal, was gespielt wird – Hauptsache die Schauspieler stehen nackt auf der Bühne und schreien.

Die Kunst der Fuge

Einfache Fugen, Gegenfugen, Fugen mit zwei und drei Themen, Spiegelfugen, vier Kanons, anschließende Quadrupelfuge: Johann Sebastian Bach hat sein Werk Die Kunst der Fuge (BWV 1080) nie vollendet, dadurch aber wiederum Generationen von Musikwissenschaftlern Arbeit verschafft.

Bei weit über 30 Grad im Schatten überquere ich die Brücke in der Pappelallee und trete mit dem rechten Fuß in etwas Weiches. Hocherfreut bin ich, als ich erkenne, dass es sich in diesem Falle nicht, wie sonst in Berlin üblich, um die Endprodukte der Verdauung eines Hundes handelt, sondern um eine physikalische Notwendigkeit. Die zuständigen Bauarbeiter nämlich haben die erforderliche Dehnungsfuge zum Glück sehr wohl vollendet. Nicht auszudenken, hätten sie sich an JSB orientiert: Vermutlich wäre das Bauteil längst in Folge einer Wärmedehnung zerborsten.

Verständlich, dass ich seitdem gern ein Thema in d-moll ungewöhnlich fröhlich vor mich hin pfeife, wenn ich eben jene Brücke sicher überquere. Auf Hundescheiße muss ich natürlich trotzdem achtgeben, die lauert überall.