Stiefel

Dr. Martens

Reparieren oder wegschmeißen? Jetzt nicht die vergangenen zwölf Monate, sondern einfach nur ein paar Stiefel. There’s a crack in everything, that’s how the light get’s in, ja ja, schön und gut Leonard, aber doch nicht unbedingt im Oberleder. Also, eingepackt, das vom gröbsten Schmutz befreite Schuhwerk in einen Baumwollbeutel. Die für solche Zwecke so praktischen Plastiktüten sind schließlich bereits seit einiger Zeit vollständig aus der Welt verschwunden.

Ob man noch etwas retten könne, an meinen Docs, frage ich die Schuhmachermeisterin und sie nimmt die Stiefel in die Hand und betrachtet sie sorgfältig, und ja, es würde sich noch lohnen, denn insgesamt, sei der Zustand noch ganz gut und sie erklärt mir, warum der Riss vorn an der Kappe unvermeidbar ist. (Weil das Leder aus dem Schuh von einem zu kleinen Stück Leder komme und an den Rändern sei es nun einmal nicht so fest wie ein mittigeres Teil, das dort, wo sich beim Gehen die Falte bildet, eigentlich erforderlich usw. Die genauen Schuhfachbegriffe sind mir naturgemäß zwischenzeitlich entfallen.)

All das klingt plausibel und wir wollen ja weg von diesem Fast-Fashion-Ding und ob sie bei der Gelegenheit auch die schon etwas durchgelatschten Sohlen gegen etwas Rutschfestes austauschen könne. Kein Problem, macht 110 Euro und ich schlucke. Da mein Vertrauen in die Handwerkskünste der Schuhmacherin und Sattlerin, die mir genau Materialeinsatz und Arbeitsaufwand erläutert, das allergrößte ist, erteile ich achselzuckend den Auftrag. Den goldenen Boden des Handwerks düngt man schließlich gern.

Eine Reparatur, die höher ausfällt als die Hälfte des Anschaffungspreises, gilt wohl gemeinhin als ein Totalschaden. Aber es sind weniger der emotionale mit den Schuhen verbundene Wert noch der Aspekt der Nachhaltigkeit, die mich veranlassen, die Botten instandsetzen zu lassen. Es ist vielmehr die schmerzhafte Erinnerung an die ersten sechs äußerst qualvollen Wochen des Einlaufens, die bei dem Kauf eines Paares neuer Stiefels zwangsläufig erneut auf mich zukämen, die mich an meine alten Stiefel binden.

So nehme ich nach einer Woche das instandgesetzte Schuhwerk freudig entgegen, genau rechtzeitig vor dem Einbruch der Wintersaison. Ich hatte die Docs schon eine Weile nicht getragen – und zu meiner allergrößten Enttäuschung muss ich feststellen, dass sie etwas drücken und ich sie nun ein zweites Mal unter schmerzhafter Blasenbildung einlaufen muss. Das ist zwar unschön, aber immerhin nachhaltig. Die Blasen sind mittlerweile wieder verschwunden und die Stiefel immer noch da. Hoffentlich bleiben sie mir lange erhalten.

Der Schuh quietscht

Es kam sehr plötzlich und verschwand nimmer. Immer wenn ich mit dem linken Fuß den Boden berühre, quietscht der Schuh. Nicht sonderlich laut, aber doch deutlich wahrnehmbar. Ist die Umgebung leise, etwa im Büro, wenn alle konzentriert hinter ihren Bildschirmen sitzen und Minesweeper spielen oder was auch immer tun, und ich den Gang entlang gehe, dann richten sich die Köpfe auf und die sich in ihnen befindenden Augenpaare starren mich allesamt an.

Das ist schlimm, aber das ist noch nicht das Schlimmste. Bei jedem Quietschen denke ich „Erna, der Schuh quietscht“, natürlich in der norddeutschen Übersetzung von Harry Rowohlt, und ob Robert Gernhardt wohl je einen quietschenden getragen hat. Seit ein paar Tagen nun schon laufe ich mit dem quietschenden Sneaker herum. Tatsächlich, hast Recht, boschi, der Schuh ist am Quietschen. Und so geht es immer weiter und ich denke, was doch so ein nadelnder Baum für ein verhältnismäßig kleines und vorübergehendes Ärgernis ist.

Aber ich ich bin ja Blogger, und falls hier zufällig jemand von einer Schuh-PR-Firma mitlesen sollte, bitte ich um Zusendung eines bequemen und wintertauglichen Sneakers in der Größe 46. Im Gegenzug würde ich dem Hersteller auch einen Beitrag widmen – 1a Schuh-Content sozusagen. Falls nicht, ist’s auch egal. Dann kaufe ich mir eben selbst einen neuen nichtquietschenden Schuh. Vielleicht gönne ich mir sogar ein Paar.

Schuhwerk

Adidas Samba

Der Vorgang des Anlegens von Schuhwerk findet gemeinhin keinerlei besondere Beachtung, was auch verständlich ist. Schließlich sieht man zumeist nicht sonderlich gut dabei aus. Selbst in bequemes Fußkleid gelingt den Wenigsten ein elegantes Hineinschlüpfen.

Schnürsenkel und Milchschaum

You gotta slow down your life or you’re gonna be dead,
Cut out the struggle and strife,
It only complicates your life.

(The Kinks)

Man sagt, ich sei der zweitschlechteste Schuhzubinder der Welt. Ständig löst sich unterwegs ungewollt der Schnürsenkel. Daheim angekommen, verknotet er sich beim Ausziehen der Schuhe allerdings nahezu unauflöslich.

Man sagt, ich sei der beste Milchaufschäumer der Welt. In der relativ vertrauten Umgebung gibt es lediglich drei Möglichkeiten das hierfür erforderliche Gerät aufzubewahren: Spülbecken (häufig), Geschirrspüler (gelegentlich) oder Regal (selten). Trotzdem gelingt es mir nur selten, den Milchaufschäumer ohne fremde Hilfe auf Anhieb zu finden.

Dieses Leben ist kompliziert.