Samstag und Sonntag: Zustand nach Party. Viel zu spät und zu wenig geschlafen, vor allem aber zu schlecht. Mangelnde Schlafhygiene würde mein Arzt dazu sagen. Draußen ist tiefster Winter. Im Zimmer ist es mal zu kalt und mal zu warm. Ich drehe den Temperaturregler herauf, schwitze, lüfte, drehe ihn herunter, friere etc. Ich sitze auf dem Sofa und schaue einen Film. So ein Sofa ist eine gute Sache, wenn man sonst kaum Freude hat im Leben, denke ich mir. Musik: Morrissey und Blumfeld: Verstärker. „Jeder geschlossene Raum ist ein Sarg.“ Mozarts Requiem wäre jetzt schön, klassische Musik fördert jedoch die Unzulänglichkeit digitaler Komprimierungsprozesse zu stark zu Tage. Wenn auch nur zum Teil von Mozart ersonnen, zeigt dieses Werk (KV 626) doch ganz besonders, dass der für seine leichte Kost bekannte Komponist zur größten Ernsthaftigkeit im Stande war. Darüber nachdenkend, ob der Humor bei Thomas Bernhard oder Heino Jaeger einer innerlichen Tragik entwachsen ist, fahre ich fort, den Heizkörper zu bändigen. Sonntagabend, während des furchtbar langweiligen Kölner Tatorts fällt mir ein, dass ich seit zwei Tagen keinen Fuß aus dem Zimmer gesetzt und auch nichts gegessen habe. Dann beiße ich in einen sehr vitaminarmen grünen Apfel, der sicher nichts weiter mit meinem Körper tut, als meinen Zahnschmelz zu zersetzen. Es ist die vollkommene Desolation.
Zustand nach Party
- Beitragsautor Von bosch
- Beitragsdatum 6. Dezember 2010
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- Schlagwörter Apfel, Écriture automatique, Blumfeld, Desolation, Heino Jaeger, Heizung, Morrissey, Mozart Requiem, Party, Sofa, Tatort, Thomas Bernhard, Wohnzimmer, Zuhause