Akkoredeonroboter

Seit einigen Wochen schon sitzt der junge Mann Tag für Tag an
immer derselben Stelle in der Innenstadt. Frei von jeglicher Begeisterung, unter Ausschluss von Rhythmusgefühl und harmonischer Raffinesse spielt er auf seinem Akkordeon die immer gleichen einfachen Lieder. Er zeigt dabei keinerlei Emotion, sein Gesichtsausdruck ist starr, mechanisch drückt er die Knöpfe seines Instruments. Er wirkt wie ein Akkordeonroboter. Vor ihm ein Schild: „Ich sammle für mein Musikstudium“. 

Mag sein, dass er ein heißer Anwärter auf den Unbegabtenpreis 2018 ist. Vielleicht ist er aber auch der größte musizierende Komiker seit Studio Braun.

Wo man singt

Straßenmusiker
Foto: urbanlegend

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder – böse Menschen haben keine Lieder. So sagte jedenfalls meine Großmutter immer.

Meine Oma wies darüber hinaus mit großer Beharrlichkeit darauf hin, dass früher alles besser gewesen sei. Auch das stimmt natürlich. Was die alte Dame kleinstädterhorizontbedingt selbstredend nicht ahnen konnte, ist, dass sich der in früheren Zeiten vereinzelt auftretende Straßenmusiker vom gaukelnden Dienstleister unserer vormals idyllischen H&M-freien Fußgängerzonen irgendwann in mafiaähnlich strukturierten Organisationen von Beschallungswegelagerern zusammenschließen würde.