Dreisatzstock

Irgendwie sind mir Stöckchen oft ein bißchen lästig, aber ich will kein Spielverderber sein. Dieses Holz hat mir Anne bereits vor langer Zeit vier Wochen zugeworfen; es ist bereits ein wenig morsch geworden. Es geht darum, die drei fettgedruckten Satzteile um drei weitere Sätze oder Zeilen zu ergänzen. Also, Augen zu und durch:

1. Der Wagen raste gegen einen Baum,
man glaubt es kaum.
Ich muss nochmal genauer schau’n:
Ach nein, es war doch nur ein Gartenzaun.

2. Die Frau setzte ihren Hut zurecht,
mit zärtlichem Gefühl.
Die Kopfbedeckung steht ihr schlecht,
dafür ist ihr weniger kühl.

3. Der Mann zündete eine Zigarette an,
soll er doch machen,
solang er’s noch kann,
irgendwann verklebt ihm der Teer den Rachen.

In der Hoffnung, dass andere diese Aufgabe mit mehr Phantasie, Eleganz und Begeisterung bewältigen, werfe ich diesen Stock weiter an Mek Wito, René und Oliver. Ich wünsche Euch viel Spaß und Erfolg damit.

Ach ja, was ich noch sagen wollte: Bitte werft in Zukunft, wenn es sich denn schon nicht vermeiden lässt, nur noch mit Premiumstöckchen auf mich. Dazu zählen keine Technikfragebögen. Vielen Dank.

Warteschlangengeschichten Teil 5

Sie fahren eine Rolltreppe herunter und bleiben danach stehen. Sie verlassen einen Personenaufzug und bleiben danach stehen. Sie verlassen eine U-Bahn und bleiben danach stehen. Einfach so, kein Schritt mehr, als hätte sie der Blitz getroffen. Hinter ihnen bricht vollkommen unerwartet das Chaos aus.

So entstehen Warteschlangen aus dem Nichts. Was bringt diese Leute nur dazu, einfach stehenzubleiben?

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Mehr Warteschlangengeschichten: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4

Sitzblockade (*)

Diese Sitzposition ist mir zutiefst zuwider. Immer häufiger sind in Cafés dem Anschein nach erwachsene Frauen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren dabei zu beobachten, wie sie einen Fuß auf die Sitzfläche ihres Stuhls stellen. Stoisch halten sie dabei das angewinkelte Bein mit beiden Armen fest umschlossen. Ununterbrochen versuchen sie währenddessen verkrampft mädchenhaft ihr Gegenüber anzulächeln und reißen ihre Augen dabei so weit auf, als träte jeden Moment eine totale Sonnenfinsternis ein. Vielleicht haben sie aber einfach nur ihre homöopathischen Tröpfchen zu hoch dosiert. Niemals vergessen sie, ihren Kopf ganz sanft im 15 Grad Winkel zur Seite zu neigen, und sobald die ersten blauen Bänder wieder durch die Lüfte flattern, streifen sie, als sei selbstverständlicher nichts auf der Welt, ihre Korkfußbettsandalen ab, damit ihre türkisfarbenen Zehenringe besser zur Geltung kommen.

Warum versteht Ihr nicht, dass wir das nicht sehen wollen?

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* Sitzblockade war ursprünglich nur der Arbeitstitel dieses Beitrages. Da er aber so wunderbar in die Zeit Rund um die Demonstrationen am Rande des G8-Gipfels in Heiligendamm passt, und mir gerade keine bessere Überschrift einfällt, belasse ich es einfach dabei.

Freitag ist Musiktag

Lieber Tonträgerfachhändler,

heute ist Freitag und seit 2005 ist freitags Musiktag. So hat es sich zumindest die Schallplattenindustrie ausgedacht, damit wir Kunden wieder häufiger auf ihre Produkte zurückgreifen. „Donnerstag ist Kinotag und Freitag ist Musiktag“, so umschrieb es Gerd Gebhardt, Vorsitzender der Phonoverbände, als dieses geniale mysteriöse Motto mit Tamtam und Bohei ausgerufen wurde. Was er uns damit sagen wollte, ist, dass der Freitag zu den umsatzstärksten Tagen im Einzelhandel zählt und dass es doch prima wäre, dem kaufwilligen Verbraucher an diesem Tag der unbegrenzten Einkaufsfreude, an dem das Geld so richtig locker sitzt, auch gleich die Neuerscheinungen des Tonträgermarktes an die Hand geben zu können.

Ich gehe freitags selten einkaufen. Warum auch? Man kann auch an Montagen, Dienstagen, Mittwochen und Donnerstagen das Geld – ganz antizyklisch – nach Belieben zum Fenster hinauswerfen. An Freitagen gehe ich eigentlich nur einkaufen, wenn ich mir mal wieder eine brandneue heiße Scheibe gönnen will.