Ausgequetscht

Ganz am Anfang, als alles noch neu war,
wie prall lagst du da in meiner Hand.

Ich mochte deine Kühle und Frische.
Mindestens zweimal täglich
brachtest du mich zum Schäumen.

Schon bald kehrte jedoch der Alltag ein und
der sanfte Druck musste erhöht werden.
Ich konnte nicht mehr anders,
alles was in dir war,
musste ich aus dir herausholen.

Ausgetrocknet schienst du mir.
Aufschlitzen wollte ich dich.
Ich gab meinem Verlangen nach,
doch du warst leer.

Zeit für eine neue Tube Zahnpasta.

Warteschlangengeschichten Teil 6

flickr: Wochenmarktstand

In der Warteschlange vor dem mobilen Verkaufsstand einer Hamburger Biobäckerei geht es leider nur mühsam voran. Die Verkäuferin ist wie immer etwas zu übereifrig und noch lange, bevor ich die Gelgenheit habe, meine Müslistange und ein Dinkelbrötchen zu bestellen, weiß ich, welcher Dialog so genau Wort für Wort gleich nach dem freundlichen Begrüßungsprozedere folgen wird:

Ich: „Eine Müslistange und ein Dinkelbrötchen, bitte.“
Verkäuferin: „Und worauf haben Sie noch Appetit?“
Ich: „Da gäbe es sicher eine ganze Menge, aber ich bleibe bei meiner Bestellung.“

Passend reiche ich das abgezählte Münzgeld über den Bedienungstresen und dann stellt sie mit größtmöglicher Selbstverständlichkeit die nächste Frage, bei der mir jedesmal Nackenhaare wachsen, um sich sogleich senkrecht aufzustellen.

Verkäuferin: „Brot haben Sie noch zuhause?“

Von diesem Dialog gibt es keinerlei Abweichung. Wer dies nicht glauben kann, sollte einmal an einem Donnerstag auf dem Wochenmarkt am Hamburger Schulterblatt oder an einem Freitag in Ottensen versuchen, kein Brot zu erwerben. Ich kaufe gern ein und lasse mir auch gern etwas verkaufen, aber diese penetrante Art der Suggestivfragerei bringt mich auf die Palme.

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Hier gibt es weitere Warteschlangengeschichten.

Der Duft des roten Bullen

flickr: Red Bull
Foto: DogFromSPACE

Kaum ein olfaktorischer Reiz ist mir so zuwider wie der eines angeblich flügelverleihenden alpenländischen Energiegetränks. Warum decken Menschen ihren Koffeinbedarf nicht, indem sie eine Tasse Kaffee oder schwarzen Tee zu sich nehmen? Warum decken sie ihren Zuckerbedarf nicht, indem sie massenweise Würfelzucker in sich hineinstopfen? Warum decken sie ihren Flüssigkeitsbedarf nicht, in dem sie ganz einfach ein Glas wohltemperiertes Wasser, meinetwegen auch mit Zusatz von Kohlensäure, zu sich nehmen?

Warum nur muss es immer und überall dieses aufdringliche und übermäßig süß stinkende Weichgetränk aus der blau-silbern schimmernden Aluminium-Einwegdose sein, das bei mir, sobald deren Verschluss geöffnet wird, einen unaufhaltsamen Brechreiz auslöst?

Ich bin der Bringer

flickr: Ich bin der Bringer!

Das gute Astra, welches mit Liebe im Herzen Hamburgs gebraut wird, ist bekannt für seine humorvolle Werbung. Aber nicht nur die Plakatwerbung ist großartig, sondern auch die Lieferwagen der Bavaria-St. Pauli-Brauerei machen einiges her. Es gibt noch weitere Transporter mit der Aufschrift „ICH FAHR‘ NICHT RUM, SONDERN ASTRA.“; diese sind mir jedoch leider nie vor die Linse gefahren.