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Stolpersteine

Auch auf vermeintlich ebenen Wegen kann man leicht aus dem Gleichgewicht geraten. Schallt einem ausgerechnet in diesem Moment der Schwäche ein eher belustigtes als fürsorgliches „Obacht!“ aus dem Munde eines diese Szenerie genüsslich beobachtenden Mitmenschen, welcher seine klammheimliche Vorfreude über den von ihm erwarteten Fall kaum zu unterdrücken vermag, entgegen, so weiß man nicht, ob man nun, da an dieser doch eher peinlichen Situation nichts mehr zu ändern ist, angesichts der eigenen vermeidbaren Unachtsamkeit oder mit Blick auf die unvermeidbare Niedertracht des anderen verdrießlich sein sollte. Hilfreich und angemessen ist es indes, in derartig mißlichen Situationen möglichst aufrechten Ganges von dannen zu ziehen und die Gewissheit auszustrahlen, dass ein unerwartetes Taumeln auf tatsächlich ebener Strecke das Selbverständlichste auf der Welt sei. Nur bei größtmöglicher Ausstrahlung von Selbstsicherheit kann das wortlose Zurücklassen des vormals schadenfrohen Beobachters, welcher sich selbst nun wiederum ein wie soeben an den Tag gelegtes famoses körperbeherrschendes Gleichgewichtsvermögen wünscht, eine solche Begegnung in einen späten Triumph verwandelt werden.

6 Antworten auf „Stolpersteine“

@DJ Brutalo: Interessant, dass Du sofort an die demmingschen Stolpersteine denkst. In meinem Falle handelte es sich jedoch lediglich um einen ordinären Pflasterstein. Sobald man über einen solchen stolpert, ist dies ein Stolperstein. Im Falle eines darauf folgenden Knochenbruchs kann auch ein solcher zum Mahnmal werden, dies blieb mir jedoch glücklicherweise erspart.

Der Norddeutsche an sich ist ja sehr auf das Wahren der korrekten Haltung fixiert. Insofern verbindet ihn mit Stolpersteinen naturgemäß ein inniges Band der Ablehnung, da diese den einzigen Zweck haben, seine Haltung zur Haltung zu hintergehen. Hintergehen durch im Wege stehen sozusagen, ein fast so schiefes Bild wie ein gestolperter Norddeutscher. Noch nie gesehen: Ein Norddeutscher stolpert, sein Nebenmann lacht, der Gestolperte lacht einfach mit. Dazu muss man wahrscheinlich weit in den Süden fahren.

Als Norddeutsche würde ich mich köstlich über einen erblickten Stolperer amüsieren. Einen solchen Fauxpas sollte man nicht all zu ernst nehmen. Schadenfreude ist doch eine der schönsten, oder nicht? Nach drei Minuten hat so etwas eh jeder vergessen.

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