
Ostern steht vor der Tür, und da mir selbst nichts Gescheites dazu einfällt, halte ich mich an den bewährten Goethe:
Vor dem Tor
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
Durch die Gärten und Felder zerschlägt,
Wie der Fluß in Breit und Länge
So manchen lustigen Nachen bewegt,
Und, bis zum Sinken überladen,
Entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!
(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)
Ich wünsche allen Leser ein schönes Osterfest – mit angenehmen Spaziergängen (und ganz ohne Pudel)!
———-
Das oben abgebildete Osterei symbolisiert den Autor und wurde von lady-kinkling handbemalt. Dafür meinen herzlichen Dank.
9 Antworten auf „Ostern. Ein Feiertag.“
Gut getroffen. Darf man das bei einem Ei sagen?
Süß :-)
[…] Endlich – Ostern Frühling! Was mehr Worte dazu angeht, gehe ich ganz klar mit Monsieur bosch. […]
Hansemann meint:
Ein Ei kommt selten allein!
Ich musste oder durfte es auch lernen und kann es immer noch. (da kommt bei mir Ostalgie auf)
Schönes Gedicht!
Gruß Holger
Na das erinnert mich auch an meine Schulzeit. Habs leider richtig gekonnt und daher bekomm ich doch immer wieder Bauchschmerzen, wenn ichs lesen muss. ;)
[…] erfreue ich mich daran, kurz vor Ostern unter Kameras und Ladekabeln, ganz unten in den Tiefen meiner Tasche, ein kleines […]
Das ist ein fröhliches Ei. Man will gleich zurücklächeln!
[…] Eise befreit sind Strom und Bäche, durch des Frühlings holden belebenden Blick. Goethe irrt, weiße Ostern, wann hat man das jemals erlebt? “Last Easter, I gave you my […]