Das Warten hat ein Ende. Seit dem allerletzten Blumfeld-Konzert am 25. Mai 2007, fragten sich alle Anhänger der Gruppe, wie es wohl weitergehen würde. Nun endlich meldet sich Jochen Distelmeyer solo und mit neuer Band zurück. Einen ersten Liveeindruck gab es gestern auf Kampnagel, Hamburg. Es war ein wunderbares Konzert.
Jochen Distelmeyer brachte natürlich auch die guten alten Lieder zu Gehör. Viele davon klangen überraschend frisch. Vor allem aber die neuen Songs lassen hoffen. Ich jedenfalls bin voller Vorfreude auf seine erste Solo-Platte. „Heavy“ erscheint am 25.09.2009.
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Dies ist ein Beitrag aus meiner Serie “Der Soundtrack meines Lebens”. Weitere Beiträge dazu folgen demnächst wahrscheinlich hier. Du möchtest auch ein Stück Musik vorstellen? Nur zu.
Und wat machste für’n Theater um jeden neuen Tach,
Wenne Mittwoch überlebst, dann is Donnerstach.
(Missfits)
Manche Tage sollten nie stattfinden. Die schlimmsten Wochentage sind: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag.
Gestern war wieder einer von diesen schlimmen Tagen. Ich dachte ausnahmsweise einmal nichts Böses und parkte mein Fahrrad vor einer gut besuchten öffentlichen Einrichtung. Als ich zurückkam, stand es noch genauso da, wie ich es verlassen hatte. Allerdings bemerkte ich nach einigen Metern eine gewisse Instabilität, welche mich fast aus dem Gleichgewicht gebracht hat.
Ein so genannter Mitmensch hatte doch tatsächlich, während ich in der Bücherhalle weilte, die zwei Schrauben, welche meinen Gepäckträger am Rahmen befestigten, unerlaubt entfernt; ja, geklaut, um es beim Namen zu nennen. Jetzt hat die Krise auch den Fahrraddiebstahlmarkt erreicht, dachte ich. Wurden früher wenigstens noch ganze Farräder geklaut, begnügt man sich heute schon mit der heimlichen Abmontage von lumpigen Ersatzteilen. Was diesem Land fehlt, sind Visionen. Und ich will jetzt nicht von Helmut Schmidt reden, denn der ist in seinem ganzen Leben vermutlich noch nie Fahrrad gefahren. Aber wer nicht einmal den Mumm hat, ein vollständiges Zweirad zu klauen, dem kann auch kein Arzt mehr helfen.
Wutschnaubend bin ich in die Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt in der Nähe der Universität gefahren, welche mir noch aus der Zeit, als der Drahtesel meiner ehemaligen Mitbewohnerin hier ein gerngesehener Dauergast war, gut bekannt war. In der Werkstatt befand sich ein halbes Dutzend schwitzender und ölbeschmierter Do-It-Yourself-Fahrrad-Mechaniker und ungefähr doppelt soviele Fahrradwerkstatts-ABM-Kräfte, die ihnen gefragt und ungefragt mit klugen und vermeintlich klugen Ratschlägen zur Seite standen, aber aus Haftungsgründen niemals selbst Hand anlegten (außer bei ganz verzweifelten hübschen, jungen Damen). Meistens machten die ABM-Kräfte allerdings Pause, rauchten selbstgedrehte Zigaretten und tranken Kaffee aus der Thermoskanne. In der für kleinere Notfälle bereitstehenden „Grabbelkiste“ mit Ersatzteilen gab es natürlich keine passenden Schrauben, also erwarb ich ein Paar samt Muttern in der zum Betrieb gehörenden „Meisterwerkstatt“.
Mein Gepäckträger ist jetzt unlösbar mit Sicherheitsschrauben mit dem Rest des Vehikels verbunden. Dank Assistenz eines qualifizierten Mitarbeiters, der gerade Pause von der Pause machte, konnte ich diese auch mittels eines chirurgischen Eingriffs (ein alter Fahrradkorb war im Wege, aber durch ein Schloss untrennbar mit dem Gepäckträger verbunden, was die Operation unnötig verkomplizierte), sofort anbringen. Ich zahlte drei Euro für die Schrauben, die nun sicherlich das Wertvollste an meinem Fahrrad sind, spendete zwei Euro für die Kaffeekasse und kaufte bei dieser Gelegenheit auch gleiche eine Fahrrad-Vodoo-Puppe. Bei dieser steche ich nun täglich in die Reifen und lockere alle sicherheitsrelevanten Schrauben – auf dass es dem Schraubendieb bei seinen Fahrradfahrten künftig schlecht ergehe. Irgendwann möge er für seine Tat auf ewig in der Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatts-Hölle schmoren.
Wir haben gehalten,
In der langweiligsten Landschaft der Welt.
Wir haben uns unterhalten,
Und festgestellt, daß es uns hier gefällt.
(Tocotronic)
Hamburg-Finkenwerder, 4. August 2009. Eigentlich ein ganz normaler Tag, sogar die Sonne scheint nach ihren Möglichkeiten. Mit der Hafenfähre übersetzen. Die Fähre ist voller Touristen, aber niemand steigt aus. Drei Stunden gehen, schauen, vorletzte Fotografien machen. Hier, auf der anderen Seite der Elbe, findet sich keine Spur von Urbanität: zweckmäßiger Getränkemarkt, alteingesessener Bestatter, verfallene Werft, tristes Gewerbegebiet und heruntergekommener Imbiss; nur das Nötigste.
Wie es sich hier wohl lebt? Ich werde es nie herausfinden. Die Fähre, die mich zurückbringen soll, steht bereits am Anleger bereit. Ich muss mich beeilen, um sie noch zu erreichen. Der Fährmann muss seinen Fahrplan einhalten, wartet aber trotzdem. Wären die Dieselmotoren nicht so laut, hätte ich vielleicht sein Zähneknirschen hören können. Zum Dank nicke ich ihm freundlich zu, er nickt zurück und legt ab. Auf der Fähre befinden sich wieder zahlreiche Touristen, wieder ist niemand auf Finkenwerder ausgestiegen.
Schon wenige Stunden später wird nichts mehr sein, wie es mal war. Aber davon ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts.
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