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Parkplatzoptimierungskoinzidenz

Zeitlebens pflegte mein Großvater väterlicherseits eine Vorliebe für abseitige Automobilfabrikate. So hangelte er sich von einem Lada über die Marken Datsun, Nissan bis hin zu einem Kia Hyundai vor. Stets handelte es sich um Limousinen kleinerer Bauart, welche bei Mitfahrern größerer Bauart nicht selten zu verrenkungsbedingten Gelenkschmerzen führten.

Größeren Wert legte Opa hingegen auf auf die Bequemlichkeit des Parkplatzes. Dieser sollte sich nach Möglichkeit stets nahe am Ziel der Fahrt – im Optimalfall direkt vor dem Hauseingang – befinden, was gerade in dichtbesiedelten Großstädten zu Problemen führte. Meine Tante wohnte in Hamburg-Altona in der vierten Etage einer Jugendstil-Altbau-Wohnung. Hier gab es nicht nur keinen Personenaufzug, sondern natürlich in der näheren Umgebung auch nur ein sehr begrenztes Angebot an Parkraum.

Um dem Ziel des Wunschparkplatzes nahezukommen, hielt mein Großvater mit Adleraugen von oben stets Ausschau nach einer Optimierungsmöglichkeit. Der erfolgreiche Tausch eines weiter entfernten Parkplatzes gegen einen näher am Eingang liegenden stellte für ihn eine der größten Freuden dar. Dass er dafür mehr als 100 Treppenstufen herunter und wieder hinauf gehen musste, trübte diese Freude selbt im hohen Alter nicht.

Unter einer Koinzidenz versteht man ein zeitliches, manchmal auch räumliches Zusammentreffen von Ereignissen. In glücklicherweise nur sehr seltenen Fällen kam es vor, dass mein Großvater den weiten Weg auf sich nahm, um das Kraftfahrzeug auf den von ihm erspähten nähergelegenen Stellplatz umzuparken, und eben dieser kurz vor dem Erreichen seines Ziels bereits von einem anderen Verkehrsteilnehmer okkupiert wurde. Dieses unschöne Szenario konnte zwei Ausprägungen haben: in der gemäßigten Variante konnte mein Ahnherr auf seinen ursprünglichen Parkplatz zurückkehren. Der Optimierungsgesuch war gescheitert, die 200 Treppenstufen waren vergebens. In einem ungünstigeren Verlauf hingegen, wurde auch der ursprüngliche Parkplatz zwischenzeitlich von einem anderen Wagen belegt. Dies führte dazu, dass der neue Parkplatz weiter entfernt war als der ursprüngliche. Dies trübte im Verlauf des Tages die gute Laune des alten Herren; besonders an regnerischen Tagen.

Ich bin froh, dass nicht alle Macken erblich sind – selbst bei eher liebenswerten.

Eine Antwort auf „Parkplatzoptimierungskoinzidenz“

du gehörst also nicht zu den leuten, die im supermarkt ausloten, welche schlange vor der kasse wohl die schnellere ist? du guckst nie in die einkaufswägen deiner vorsteher um zu sehen, wer weniger artikel auf’s band legt und du weisst nicht, wer die lahme kassiererin ist? bewundernswert! ich bin da ganz dein grossvater – ich verschwende meine zeit für dinge, die von vornherein sowieso zu 50 % irgendwie zum scheitern verurteilt sind.

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