Kaffeehauskonversation

(Hier zynisches Houellebecq-Zitat
nach Wahl einfügen.)

In einem Kaffeehaus in Mitte sitzen wir zufällig nebeneinander, eine flüchtige Bekanntschaft, aber immer gut für ein paar Worte. „Weißt Du, was komisch ist?“, fragt er mich. Ich sage, dass ich es nicht wisse, obwohl mir mit etwas Mühe zahllose Dinge einfielen, die komisch sind, die er aber sicher allesamt nicht meint. „Dass Heidi Klum und Seal sich getrennt haben.“ Mich interessiert das Schicksal von Supermodels und Schmusesängern nicht sonderlich. Dennoch nehme ich mit Gleichmut zur Kenntnis, dass es den Schönen und Reichen in Beziehungsangelegenheiten auch nicht besser ergeht; wohlwissend, dass ich nichts davon habe, dass auch die anderen immerzu scheitern. Ich sage „Mhh“, und dass Trennungen das Normalste auf der Welt seien. „Es gibt keine Liebe mehr“, sagt der Bekannte, während er die Facebook-Profile seiner Ex-Freundinnen checkt. Ich denke nach, weiß aber darauf nichts zu entgegnen und trinke meinen kalten Kaffee.

Schönebergtristesse

Berlin-Schöneberg.

Crying in the Rain

Weil’s gerade regnet und auch sonst gut passt, hier das herzzerreißende Cover von finn. & Dirk von Lowtzow.

(Man denkt ja bei diesem Lied immer an die schlimmen 90er Jahre und die Version von A-ha. Dabei wurde es ursprünglich bereits 1962 von den Everly Brothers aufgenommen.)

Der verlorene Satz

Der Schriftsteller brachte noch nie auch nur ein einziges Wort zu Papier. Stattdessen war er unablässig Verstört vom Unvermögen der Bernhardschen Romanfiguren. Irgendwann, als er wieder einmal von seiner andauernden Schlaflosigkeit heimgesucht wurde, kam ihm der erste Satz in den Sinn. Es war der perfekte Beginn für seinen Roman. Ein Satz, bei dem selbst Ilsebill das Nachsalzen vorübergehend stoppte. Normalerweise lagen für diesen Fall, den der Schriftsteller so lange schon herbeisehnte, Papier und Bleistift direkt neben ihm auf dem Nachttisch. Heute jedoch, da er sein Schreibzeug das erste Mal brauchte, lag es nicht dort. Als er endlich, an einem ganz anderen Ort, sein Schreibzeug gefunden hatte, stand im der Schweiß auf der Stirn. Der Satz, der alles ändern sollte, war ihm entfallen. So sehr er sich auch bemühte, die Worte kamen ihm nicht mehr in den Sinn. Fortan befiel ihn die Obsession, dass ihm jemand seinen Satz gestohlen haben könnte. Zwanghaft schlug er seitdem in Buchhandlungen und Bibliotheken sämtliche Bücher auf, nur um auf deren erste Seite nach seinem Satz zu suchen. Der Satz war für immer verloren.