Tanzverbot

Bereits seit längerer Zeit waren sie einander flüchtig bekannt. Zufällig trafen sie sich an der Bar des kleinen Clubs, der wie alle kleinen Clubs auf St. Pauli früher einmal ein Bordell gewesen war. Gründonnerstag 2004. Nach ein paar Drinks küssten sie sich leidenschaftlich, plötzlich ging das Licht an und die Musik aus. Tanzverbot. Beide gingen allein nach hause. Später begegneten sie sich noch viele Male, verloren aber niemals ein Wort darüber, was geschehen war.

Post von Wagner: Lieber Günter Grass

Lieber Günter Grass,

Sie sind ein großer Dichter. Schon als hellhöriger Säugling haben Sie auf kaschubischen
Kartoffelackern laut auf die Blechtrommel eingedroschen.

Jetzt haben Sie ein Gedicht geschrieben: „Was gesagt werden muss“. Mit letzter Tinte machen Sie der Welt Angst vor Israel, vor Juden mit der Atombombe. Mir tut es weh, das zu lesen. Seit an Seit mit Linken und Terroristen lassen Sie mit ihren Worten Ilsebill die Wunden des jüdischen Volkes nachsalzen.

In den furchtbaren Nazijahren haben Sie in der SS gedient. Damals
waren Sie noch ein Kind, unschuldig. Sie haben gefroren und hatten Hunger. Niemand macht Ihnen den Vorwurf, dass Sie eine schöne Uniform haben und
eine warme Suppe essen wollten.

Heute sind Sie Nobelpreisträger. Viel mehr kann man nicht erreichen
als Schriftsteller. Meine alte liebe Mutter fragt immer: „Wem nützt es?“ Ich glaube,
Sie wollen meinen Job.

Marcel Reich-Ranicki hatte recht, als er sagte: Gossen-Goethe wollen viele werden. Aber es kann nur einen geben.

Herzlichst,

Ihr F. J. Wagner

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Dies ist eine keine exklusive Vorab-Veröffentlichung des morgen in der BILD erscheinenden Briefes von Franz-Josef Wagner an Günter Grass, anlässlich dessen Gedichts „Was gesagt werden muss“.

Lebenszyklus

Lebenszyklus: In die Hose machen – metaphorisch in die Hose machen – in die Hose machen.

Kommst Du mit in den Alltag?

Auf einmal hast Du gesagt,
Du verläßt diese Stadt.
Das Leben hier
Hat Dich nur noch müde gemacht.
Du warst noch nie da,
Wo Deine Träume spielen
Und Du weißt auch gar nicht,
Wo das ist,
Doch Du weißt:
Hier ist es nicht.

Ist das alles, was das Leben fragt?
Ist das alles, was das Leben fragt:
Kommst Du mit in den Alltag?

(Blumfeld)