Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
(Hermann Hesse, Stufen)
Morgens auf dem Weg zur Arbeit sitzt mir in der Tram ein Mann gegenüber: Er ist etwa Ende dreißig und liest Hesses Steppenwolf. Zwanzig Jahre zu spät, denke ich. Hesse muss man lesen, wenn man jung ist.
Kurz vor dem Büro: mehr als hundert Stufen. Während ich die Treppen erklimme, gedenke ich einer längst verflossen Liebschaft. Es ist schon lange her – damals las ich Hesse noch mit Vergnügen. Wir schickten einander Gedichte. Unvermeidlich: Hesses Stufen. Eigentlich auch heute noch ein ganz schönes Gedicht (wenn man einmal von dem Quatsch mit dem Weltgeist absieht).
3 Antworten auf „Stufen“
Danke für dieses Blog.
[…] ich nach Berlin gegangen; so richtig angekommen bin ich jedoch nie. Etwas ist gegangen, etwas ist gekommen – und ich bin immer noch in der Hauptstadt, die ich eigentlich ja mag. Dennoch fühle ich […]
ich geb dir 2x recht:
Hermann Hesse liest man mit 18 bis 20 – war zumindest bei mir ebenso.
Das Gedicht „Stufen“ ist faszinierend. Mein Großvater hat das seit ca. 70 Jahren immer in der Brieftasche dabei (er ist jetzt 93). Hat ihm insbesondere im Krieg und in den ersten Nachkriegsjahren sehr geholfen.