Hafengeburtstag

Einfach mal was Verrücktes tun und sich aufmachen zum Hafen. Hunderttausende sind schließlich dafür extra angereist, denn es ist Hafengeburtstag. Dann aber statt an die Landungsbrücken einfach gegen den Strom nach Harburg fahren und dort, am Hafen, das Nichts genießen. Keine tutenden Kreuzfahrtschiffe, keine majestätisch gleitenden Viermaster, keine ungelenk herumbalettierenden Schlepper, keine Fischbrötchen und vor allem keine Menschen. Das ist schön.

Kreuzung

Einmal falsch abgebogen und schon ist alles vorbei. Jetzt nicht für den Lastwagenfahrer, wohl aber für den von ihm übersehenen älteren Herrn. Genau zwei Jahre ist der Unfall her. Noch immer kommt seine Witwe regelmäßig an die Unfallstelle und legt Blumen nieder und zündet eine Kerze an. Immer wieder erneuert sie auch den Zettel in der Klarsichtfolie. Er erinnert an den „lieben Ehemann, Vater, Opa und Schwiegervater“.

Täglich komme ich an der Todeskreuzung entlang. Wie schnell alles zu Ende sein kann: Schnell.

Hannover unterm Schwanz

Wo man sich denn treffen wolle, frage ich meine Verabredung. „Wir treffen uns unterm Schwanz“, so er, gleich die Erklärung hinterherschiebend, dass es sich dabei um den Schwanz des Pferdes eines Reiterdenkmals vor dem Hauptbahnhof handle. Nun denn. „Wenn Ihr schon in Hannover keine Weltzeituhr habt, meinetwegen.“

Eine Eisbachwelle haben sie auch nicht. Vor allem in Ermangelung eines Eisbaches. Da das aber mit der Kopie so gut klappt, in Hannover, legen sie sich bald eine künstliche Leinewelle zum Surfen zu. Herzlichen Glückwunsch.

Einen zweiten beliebten Treffpunkt gibt es auch: Am Kröpke. Immerhin an einer richtigen Uhr. Bis zum nächsten Mal, Stadt an der Leine.

Biertankstelle – Ein Nachruf

Zwei Wochen war ich nich mehr dort. Dann plötzlich, am hellichten Tage eine Kette vor der Einfahrt, ein Schild an der Tür. Die geschätze Biertankstelle hat ihren Geschäftsbetrieb eingestellt. Zugegeben, ich war kein besonders guter Kunde. Manchmal habe ich nur zwei Flaschen Sprudel gekauft und gelegentlich ein paar Flaschen Bier. Nun fühle ich mich schlecht, weil der Gegenwert meiner abgegebenen Pfandflaschen manchmal höher war als der Umsatz meiner Einkäufe.

Ich schätze das Angebot immer sehr. Besonders, dass sie Schneider Weisse führten. Das ist selten im Norden. Tap 7 – Mein Original hat mir durch den Sommer geholfen, der Eisbock durch den Winter. Mehr braucht man als Biertrinker eigentlich nicht. Das werde ich vermissen. Genau wie die immer etwas brummeligen Herren an der Kasse, die manchmal ganz pragmatisch abrundeten, wenn sie keine Lust hatten, zu viele Kupfermünzen entgegenzunehmen. Und ihren sonor schnarchenden Hund hinter dem Tresen, den man niemals sah, aber immer hörte.

Nicht einmal die stets freundlich grüßenden Alkis, die immer vor der Tür ihr Bier tranken, konnten den Ladenbetrieb retten. Dabei machte jeder von ihnen wohl am Tag mehr Umsatz als ich in einer ganzen Woche. Zwei Jahre nun, seitdem ich in der Nähe wohne, war ich hier Stammkunde. Aber ich hätte viel mehr trinken müssen. Der Biershop Horn liefert künftig nur noch aus. Vielleicht bestelle ich mal einen Kasten – oder zwei. Bis dahin sage ich: Tschüss, alte Biertankstelle.