Gehen

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„Während ich, bevor Karrer verrückt geworden ist, nur am Mittwoch mit Oehler gegangen bin,
gehe ich jetzt, nachdem Karrer verrückt geworden ist, auch am Montag mit Oehler.
Weil Karrer am Montag mit mir gegangen ist, gehen Sie, nachdem Karrer am Montag nicht mehr mit mir geht,
auch am Montag mit mir, sagt Oehler, nachdem Karrer verrückt und sofort nach Steinhof hinauf gekommen ist.“
(Thomas Bernhard, Gehen)

Ich gehe gern spazieren. Gemächlich schreitend nimmt man seine Umwelt bewusster wahr und kommt dabei auf ganz neue Gedanken. Früher ging man auch gern mit mir spazieren — bis ich vor einiger Zeit meine Liebe zur Fotografie entdeckte. Seitdem stockt es; alle paar Meter bleibe ich zurück, da ich ein interessantes Motiv entdeckt habe. All dies wäre kein Problem, würde ich die Schönheit der Welt im Bild dokumentieren. Bekanntlich gibt es davon nicht allzu viel. Meine Präferenzen liegen jedoch primär im Bereich der urbanen Tristesse. Selbst schöne Städte wie Hamburg sind voll davon. Hat man einmal einen Blick dafür entwickelt, findet man überall ganz wunderbare Motive. Es geht dann nicht voran. Ich glaube, man geht nicht mehr so gern mit mir spazieren.

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Weitere Bilder meines Spaziergangs durch Hamburg-Altona auf Flickr.

St. Pauli

Heiligengeistfeld 1

Karre

38

Grüner Jäger

Einkaufswagen

Weitere Bilder auf Flickr.

Flatterband

Die Polzei war da. Sie hat ein Flatterband angebracht. Auf dem Boden keine Kreidezeichnung eines Körperumrisses. Nicht einmal eine vom Schnee bedeckte Kreidezeichnung. Stattdessen zwei Armbrüche gestern, von unglücklich Gefallenen, weil es auf der Treppe, an dem schmalen Durchgang zur U-Bahn so glatt war.

Der Winterdienst der Stadt hat den Weg einfach vergessen oder war überfordert und den Schneemassen nicht mehr Herr. „Hier wird nicht geräumt und nicht gestreut“ stand auf keinem Warnschild. Trotzdem wurde nicht geräumt und nicht gestreut — bis heute der Freund und Helfer kam und Hand anlegte. Danke. Jetzt ist die halbe Treppe frei — die andere Hälfte ist gesperrt, die Arme sind gegipst.

Ex-Sofa (Platz 12)

Drei Tage war ich weg und nun das. Nicht nur, dass die mir verhassten IKEA-Haferkekse heimlich wieder eingeführt wurden; auf dem Platz, an dem einst mein geliebtes Sofa stand, das natürlich nicht mein Sofa war, weil es auch nicht mein Café ist, obwohl ich es gern als solches bezeichne, steht nun ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen.

Mehr Sitzgelegenheiten für Frühstücker sind zwar unter ökonomischen Gesichtspunkten durchaus erstrebenswert, aber Platz 12 ist nun für mich sozusagen „durch“. Wo soll ich denn hin, wenn auf der 2 die Weizenbiertrinker sitzen und Platz 7 vom bastelnden oder buchhaltenden Zauberer okupiert werden? Wo bleibt der Charme des roten Ledersofas frage ich, während mir der Cafébetreiber rät, es doch im Keller, auf dem Gang vor den sanitären Örtlichkeiten, zu besuchen.

Nächste Woche werde ich Unterschriften sammeln — damit das Sofa wieder auf die 12 kommt. Falls das nicht hilft, trete ich in den Sitzstreik (auf dem ehemaligen Lieblingssofa vor der Toilette).