Jetzt ist schon wieder etwas passiert. In den Redaktionen werden umgehend Agenturmeldungen mit gefühlten Beobachtungen angereichert, Medien verlieren sich in Mutmaßungen. Binnen Stunden werden die ersten Experten interviewt und im Internet soziale Netzwerke nach Tätern und Motiven durchforstet. Aber im Grunde wissen wir gar nichts.
Und bereits in wenigen Monaten wird auch dieses Unglück wieder vergessen sein. Die nächste, dann noch neuere Katastrophenmeldung folgt garantiert. Alles macht weiter.
Die Geschichtenerzähler machen weiter, die Autoindustrie macht weiter, die Arbeiter machen weiter, die Regierungen machen weiter, die Rock’n’Roll-Sänger machen weiter, die Preise machen weiter, das Papier macht weiter, die Tiere und Bäume machen weiter, Tag und Nacht macht weiter, der Mond geht auf, die Sonne geht auf, die Augen gehen auf, Türen gehen auf, der Mund geht auf, man spricht, man macht Zeichen, Zeichen an den Häuserwänden, Zeichen auf der Straße, Zeichen in den Maschinen, die bewegt werden, Bewegungen in den Zimmern, durch eine Wohnung, wenn niemand außer einem selbst da ist, Wind weht altes Zeitungspapier über einen leeren grauen Parkplatz, wilde Gebüsche und Gras wachsen in den liegengelassenen Trümmergrundstücken, mitten in der Innenstadt, ein Bauzaun ist blau gestrichen, an den Bauzaun ist ein Schild genagelt, Plakate ankleben Verboten, die Plakate, Bauzäune und Verbote machen weiter, die Fahrstühle machen weiter, die Häuserwände machen weiter, die Innenstadt macht weiter, die Vorstädte machen weiter … Auch alle Fragen machen weiter, wie alle Antworten weitermachen. Der Raum macht weiter. Ich mache die Augen auf und sehe auf ein weißes Stück Papier.
Ein augenscheinlich dubioser Laden, dieses Internet- und Game-Café. Meistens waren die Rolladen heruntergezogen, nur sehr selten ließen sie einen Blick auf die dahinter befindlichen schmutzigen Gardinen sowie die gummibaumartige Botanik zu.
Jahrelang ging sie daran vorbei, manchmal wunderte sie sich, wie diese ungastliche Stätte überleben könne. Nie spielte sie mit dem Gedanken, einen Fuß über die Schwelle zu setzen. – Bis plötzlich diese unscheinbares Mädchen vor ihr stand und sie darum bat, einen Zettel mit einer Nummer darauf, vermutlich die Telefonnummer des Mädchens, an einen jungen Mann zu übergeben, der sich in dem sogeannten Café befand. Sie, die jahrelang an dem Café mit den heruntergezogenen Rolladen und den dahinter befindlichen schmutzigen Gardinen vorbeiging, zögerte. – Schließlich kam sie aber doch der beharrlichen Bitte des Mädchens nach.
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