Verhinderter Bärendienst: Horst Köhler kommt nicht an sein Ziel – und das ist auch gut so.


Photo: global jet

Der Präsident ist enttäuscht, gar zornig ist er. Er hat sein Ziel nicht erreicht. Nicht dass es an seiner unbegrenzt scheinenden Kompetenz oder gar an dem begrenzten Einfluss seines Amtes läge. Höhere Mächte hielten ihn davon ab, zu tun, was ein Mann in seiner Position tun muss. Also kann er heute keine Wortteppiche über sein Volk ausbreiten und auch keine Hände schütteln. Das einzige, was heute geschüttelt wird, ist das Haupt des Oberhauptes. Denn heute, er ist sich seiner ganz sicher, hätte er bestimmt seine persönliche Ruckrede gehalten, auf die alle schon so lange gewartet haben. Der Jubel seiner nun vergeblich auf ihn wartenden Untertanen und anwesenden Pressevertreter wäre ihm gewiss gewesen, und dem als kühl empfundenen obersten Repräsentanten unseres Staates wären die Herzen zugeflogen.

Dazu sollte es nicht kommen, denn der Präsident kommt nicht von der Stelle. Eigentlich sind es gar keine höheren Mächte, die ihn an der Ausübung seines Amtes hindern, sondern ein banaler Defekt an einer Maschine der Flugbereitschaft der Bundeswehr. Dieser verhindert sein Kommen zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises.

Mit dem Flugzeug zur Verleihung eines Umweltpreises zu fliegen, so dachte sich das widerspenstige Flugzeug, ist genauso absurd, wie mit einem Panzer zur Verleihung eines Friedenspreises zu fahren, und verweigerte kurzerhand den bärendienstlichen Beförderungsbefehl aus Gewissensgründen.

Das Bundespräsidialamt hat mittlerweile die Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen und teilte mit, dass der Präsident künftig verstärkt die Dienste der streikenden Lokführer in Anspruch nehmen werde, um seine Termine zu verpassen – der Umwelt zuliebe.

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Nachsatz: Ich bin natürlich auch für den Austausch der betagten Maschinen der Flugbereitschaft – bevor noch ein Volksvertreter vom Himmel fällt. Schließlich sind auch sie ein bewahrenswerter Teil der Schöpfung.