Frau Riemann und Frau Berg sitzen gemeinsam auf der Bühne des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Dieses ist zwar gut besucht, aber nicht ausverkauft. Pech für alle, die nicht dort waren. Die Damen haben nämlich sehr schön gelesen, was Frau Berg zuvor sehr schön geschrieben hat. Vor allem ihren neuen Roman „Der Mann schläft“, aber auch Gedichte.
Frau Riemann trinkt Wasser aus dem Glas und Hustensaft aus der Flasche. Letzterer scheint sie aufzuheitern; zumindest hilft er gegen Husten. Frau Berg trinkt nur Wasser und bringt uns bei, dass Husten ausschließlich Willenssache sei. Außerdem erfahren wir, dass sie einst einen Happy-End-Kurs besucht hat. So lässt sich das schriftstellerische Leben ganz einfach in eine Zeit davor und eine Zeit danach einteilen. Trotzdem endet es meistens böse.
Anschließend ist in der Kantine ein Tisch reserviert („der einzige mit Tischdecke“). Wir dürfen daran Platz nehmen und Bier aus der Flasche trinken. Frau Riemann verzichtet, obwohl die Tischdecke wirklich sehr weiß ist, und es sicher auch Wein gegeben hätte. Frau Berg hingegen trinkt mit uns und leistet praktische Lebenshilfe. Von einem Umzug nach Island, der sexuellen Zuwendung zum männlichen Geschlecht sowie von einer Umschulung zum Bildhauer sehe ich dennoch bis auf weiteres ab.
Was lange währt, wird endlich gut. Vor einiger Zeit habe ich angekündigt, sechs Expemlare des wunderbaren neuen Reclam Universal-Notizbuches zu verlosen. Unter fastnotarieller Aufsicht wurden soeben von der Glücksfee die Gewinner ermittelt. Die Namen der Glücklichen lauten:
Herzlichen Glückwunsch an Euch. Die Bücher werden Euch in den nächsten Tagen auf dem Postwege erreichen.
Allen, die nicht gewonnen haben: seid nicht traurig, denn ab sofort könnt Ihr das Notizbuch zum Preis von 5,- Euro im Buchladen Eures Vertrauens käuflich erwerben. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an blumprodukt und Reclam für die Bereitstellung der Notizbücher.
Welcher Schreibende wünschte sich nicht, dass auch einmal seine Worte in einem 10×15 cm kleinen gelben Heftchen nachzulesen sind? Die Ehre, dass dies bereits zu Lebzeiten geschehe, wird nur wenigen Wortschaffenden zuteil. Der großartige Robert Gernhardt war einer von ihnen oder Brigitte Kronauer, die kürzlich ihren neuen Erzählband in der Universal-Bibliothek (UB) veröffentlichte.
Während die meisten von uns sich zu Schulzeiten ausschließlich an in gelb gebundenen Klassikern erfreuen durften, hat jetzt ein jeder die Möglichkeit, seine bescheidenen Gedanken in einem der legendären Reclam-Heftchen zu veröffentlichen.
Was eine reich bebilderte, großbuchstabige Tageszeitungen als Volksklassiker herausgäbe oder in der Welt des Internets als user-generated Weltliteratur 2.0 in Erscheinung träte, ist nun Wirklichkeit geworden. Ein jeder Dichter und Denker kann ab sofort unter dem Motto „Record your ideas“ seine Ideen auf original UB-Papier zwischen zwei gelbleuchtenden Pappdeckeln für die Nachwelt konservieren. Während böse Zungen bereits das unter Schriftstellern verhasste Reizwort „Druckkostenzuschussverlag“ auf den Lippen haben, möchte ich viel lieber von individuellen Kleinstauflagen mit Unikatscharakter sprechen. Damit der Ausflug in geistige Höhen sofort beginnen kann, erschienen nun die formschönen Notizbücher im bewährten Reclam-Design zusammen mit einem gespitzten Bleistift in einem praktischen Pappschuber.
Dieses Blog wäre nicht dieses Blog, wenn sich der Autor nicht wieder einmal etwas ganz Besonderes für seine verehrte Leserschaft einfallen ließe. Unter allen Bloggern, die einen kleinen Beitrag über vergangene oder künftige gelbe Werke der Literatur verfassen oder einfach nur schreiben, warum sie so ein Ding ganz dringend benötigen (natürlich sind auch Kommentare unter diesem Beitrag willkommen), verlose ich insgesamt drei Exemplare dieser wunderbaren Notizbuchedition.
Mein Dank geht an Herrn Wolfgang Blum von blumprodukt, der das Notizbuch nicht nur für uns entworfen, sondern sich freundlicherweise auch bereiterklärt hat, die Bücher zur Verfügung zu stellen.
Nachtrag 02.09.2008: Soeben erreichte mich eine sehr freundliche E-Mail von Herrn Dr. Karl-Heinz Fallbacher, seines Zeichens Marketingleiter beim Verlag Philipp Reclam jun. Der Reclam-Verlag stellt ebenfalls noch einmal drei Exemplare des Notizbuches zur Verfügung, die ich unter allen Lesern, die etwas bloggen oder kommentieren, verlose. Einsendeschluss ist der kommende Sonntag. Vielen Dank auch für diese Unterstützung.
Bücher Heymann am Eppendorfer Baum, Hamburg, am 24.05.2008
Siegfried Lenz hat eine neue Novelle geschrieben, sie heißt Schweigeminute. Auch Warteschlange wäre ein schöner Titel gewesen, wenn er geahnt hätte, welchen Massenansturm die von einer Eppendorfer Buchhandlung organisierte Signierstunde auslöste.
Halb Hamburg, zumindest die Hälfte derer, die regelmäßig zum Buch greifen, war erschienen, um sich ein Exemplar vom Autor unterzeichnen zu lassen. Mehr als eine Stunde lang bewegte sich die Warteschlange lediglich einen knappen Meter vorwärts, was die Vermutung aufkommen ließ, dass einige Bildungsbürger dieses Ereignis nutzten, um sich gleich ihre gesamte Bibliothek widmen und signieren zu lassen. Ältere vorbeiziehende Passanten stellten beim Anblick der großen Anzahl an Wartenden spornstreichs Vergleiche mit der mageren Nachkriegszeit an, andere verwiesen auf Verhältnisse in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik.
Nicht selten frug jemand verwirrt nach dem Grund dieses ungewohnten Menschenauflaufs, obgleich nicht zu übersehende Plakate und Werbetafeln die Autogrammstunde des Schriftstellers ankündigten. Der Mann vor mir, offensichtlich ein subversiver Charakter, gab einige Male bereitwillig Auskunft, bevor er dazu überging, zu antworten, dass Dieter Bohlen eine gerade seine neu verfasste Biographie signiere. Ich fand Gefallen an der systematischen Desinformation und behauptete fortan auf Nachfrage, es sei ein neuer Harry-Potter-Band erschienen – Harry Potter und die Auferstehung von den Toten. Einige Auskünfte später taten wir uns zusammen und antworteten im Chor, dass Harry Potter gerade die neue Dieter-Bohlen-Biographie läse und sie drinnen gemeinsam eine Signierstunde abhielten. Vielleicht wären wir Freunde geworden, wenn wir noch länger gemeinsam unsere Wartzeit verbracht hätten.
Angestellte der Buchhandlung Heymann begannen damit, Trinkwasser auszuschenken, um den ersten Dehydrierungserscheinungen entgegenzuwirken, und Schokolade an die quengelnden Kinder zu verteilen, um diese ein wenig ruhig zu stellen. Beide Maßnahmen zeigten auch bei mir Erfolg: ich bin nicht verdurstet und mein Gemütszustand hat sich stabilisiert. Nach einer weiteren halben Stunde des Ausharrens in der Warteschlange allerdings erkannte ich die latente Gefahr eines Zuckerschocks und verweigerte fortan die weitere Annahme von Schokoladentäfelchen. Der Gedanke an die Gesamtbibliothekssignierung wurde zwischenzeitlich von der Vermutung abgelöst, dass der Hamburger Ehrenbürger seine neue Novelle zunächst noch schreiben müsse, bevor er diese auch signieren könne – doch plötzlich ging alles sehr rasant:
Eine Mitarbeiterin des Buchladens dankte mir für meine Geduld, entriss mir mein Buch, kennzeichnete mittels Einlage des Schutzumschlages die für die Unterschrift vorgesehene Seite, schob mich dann, nicht ohne mich zu ermahnen, dass angesichts der fortgeschrittenen Zeit keine Gelegenheit mehr für persönliche Widmungen sei, in Richtung des Autorentisches.
Siegfried Lenz signiert seine neueste Novelle Schweigeminute
Nach fast anderthalb Stunden des Wartens saß mir gegenüber nun ein geduldiger, aber sichtlich erschöpfter Siegfried Lenz, der nun mit zittriger Hand meine Erstausgabe signierte. Gern hätte ich ihm bei dieser Gelegenheit für seine zahlreichen, in unaufgeregtem Erzählton verfassten, wunderbaren Bücher gedankt; für die Deutschstunde genauso wie für das Heimatmuseum, Die Klangprobe, Der Verlust, aber auch für seine neueren Werke wie Arnes Nachlaß oder das Fundbüro und die vielen anderen. Er unterzeichnete, nickte mir freundlich zu, ich sagte Danke und nach wenigen Sekunden war unsere Begegnung vorüber.
Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.
Unbedingt notwendige Cookies
Unbedingt notwendige Cookies sollten jederzeit aktiviert sein, damit wir deine Einstellungen für die Cookie-Einstellungen speichern können.
Wenn du diesen Cookie deaktivierst, können wir die Einstellungen nicht speichern. Dies bedeutet, dass du jedes Mal, wenn du diese Website besuchst, die Cookies erneut aktivieren oder deaktivieren musst.
Drittanbieter-Cookies
Diese Website verwendet Google Analytics, um anonyme Informationen wie die Anzahl der Besucher der Website und die beliebtesten Seiten zu sammeln.
Diesen Cookie aktiviert zu lassen, hilft uns, unsere Website zu verbessern.
Bitte aktiviere zuerst die unbedingt notwendigen Cookies, damit wir deine Einstellungen speichern können!
Zusätzliche Cookies
Diese Website verwendet die folgenden zusätzlichen Cookies:
Teilen Buttons für Twitter, Facebook, Pinterest, WhatsApp und E-Mail, Google Web Fonts
Bitte aktiviere zuerst die unbedingt notwendigen Cookies, damit wir deine Einstellungen speichern können!