Lungenentzündung


Das Wohlbefinden des Autors verhält sich genau entgegengesetzt zur Umsatzentwicklung seines Apothekers.

Eine der vielen Erkenntnisse, die ich aus meiner Zivildienstzeit mitgenommen habe, waren die Worte des alten Grantlers, der so stark an Asthma litt, dass er jeweils nach zwei Schritten des Gehens eine fünfminütige Atempause einlegen musste: „Weißt Du was, bosch“, verriet er mir eines Tages, als er wieder einmal nach Luft rang, „keine Luft mehr kriegen ist schlechter als kein Geld mehr haben.“

An diese weisen Worte denkend, tauschte ich nach Konsultation meiner Hausärztin, die ebenfalls mit aufmunternden Weisheiten nicht geizte („Seien Sie froh, dass Sie noch jung sind und ein kräftiges Immunsystem haben. Als alter Mensch wären Sie nun vielleicht gestorben.“), in der Apotheke meines Vertrauens einen dreistelligen Betrag gegen die modernen Errungenschaften der Pharmaindustrie ein.

Mein Lieblingsmedikament ist Seretide, das in einer formschönen Verpackung namens „Diskus“ dargereicht wird. Bei näherer Betrachtung erschließt sich sofort, warum dieses Mittelchen mit weit über 70 EUR zu Buche schlägt – es handelt sich um ein kleines Designwunderwerk, das den Vergleich mit keinem Parfümflakon zu scheuen braucht. 80% der Kosten werden vermutlich direkt an den Entwickler der Verpackung weitergeleitet. In der Bedienungsanleitung heißt es: „Wenn Sie Ihren Seretide 50 µg/250 µg zum ersten Mal aus der Faltschachtel nehmen, ist er in geschlossener Stellung. Der Diskus erhält innen einen Blisterstreifen, der in Blisternäpfen Seretide als einzeldosiertes Pulver enthält. Am Diskus befindet sich ein Zählwerk, das Ihnen zeigt, wie viele Einzeldosen noch übrig sind. Es zählt bis 0 und die Zahlen 5 bis 0 erscheinen in ROT, um Sie darauf hinzuweisen, dass nu noch ein paar Einzeldosen übrig sind. Wenn das Zählwerk eine 0 anzeigt, ist Ih Inhalationsgerät leer (ist das Pulver aufgebraucht).“ Die Anwendung ist zwar simpel, wird aber in der Gebrauchsinformation des Herstellers höchstkompliziert erklärt.

Heute sterben Menschen mit einer Pneumonie nicht mehr an fehlenden Behandlungsmethoden, sondern womöglich nur noch an mangelndem Verständnis von Inhalationsgerätsgebrauchsanweisungen. Das ist dann medizinischer Fortschritt.