Kategorien
Editorial

Das Gegenteil von Kreativität

Erst vor einer Woche schrieb Textspeier, der auf seinem Blog täglich sprachakrobatische Kleinode veröffentlicht, dass man seine Inhalte böswillig geklaut habe. Wieder einmal hat jemand fremde Texte unter eigenem Namen veröffentlicht und keinerlei Hinweise auf den Urheber gegeben. Damals dachte ich noch, dass mir so etwas nicht passieren könne, nun ist es geschehen:


Screenshot des Fakeblogs Withoutdoubt!

Heute stieß ich zufällig auf das Copy-and-Paste-Blog Withoutdoubt!. Dessen Betreiberin (laut denic ist eine gewisse Claudia K. aus Reinbek bei Hamburg für die Inhalte der Domain verantwortlich) hat hier unter dem Pseudonym HappyNippon nicht nur diverse meiner Texte im Wortlaut übernommen und ohne Quellenangabe veröffentlicht, sondern auch Beiträge aus Die Rückseite der Reeperbahn, dem Hamburg vs. Berlin Blog, Fünf Filmfreunde, Mädchenblog und Spreeblick als die ihrigen ausgegeben.

Die Dreistigkeit geht hier mit nicht vorhandener Schaffenskraft Hand in Hand und führte soweit, dass sogar ein vollkommen banales Selbstinterview von meiner Über-Seite weitgehend übernommen wurde. Johnny Hauesler sagte mal in einem seiner Podcasts, dass 2007 möglicherweise das erste Jahr wird, in dem ein Blogger einen anderen Blogger abmahnt. Soweit möchte ich nicht gehen. Die junge Dame Frau hat einen Fehler gemacht und ich werde sie auffordern, diesen umgehend zu korrigieren. Daher lasse ihr via elektronischer Post folgende Zeilen zukommen:

Sehr geehrtes Fräulein HappyNippon,

ein schönes Weblog haben Sie da angelegt. Nur leider hat es einen Haken: Es reicht nicht, ein bißchen Pink und Grau in den Weiten des Netzes zu verteilen. Es reicht nicht, ein paar andere Blogs zu lesen, deren Texte gut zu finden, diese dann klammheimlich in das eigene Onlinejournal zu übernehmen und dann als die eigenen auszugeben. Irgendwann fliegt das alles auf, so wie bei Ihnen jetzt.

Zu bloggen, das bedeutet, sich selbst Gedanken zu machen, mit den Worten zu ringen und diese dann zu veröffentlichen. Was ist das Gegenteil von Kreativität, frage ich Sie, Fräulein HappyNippon?

Ihr Copy-and-Paste-Blog ist nicht das Ergebnis Ihrer Schaffenskraft, sondern es ist ganz einfach dreister und armseliger Contentklau. Warum muss jemand ein Blog veröffentlichen, der keine eigenen Ideen in Worte fassen kann?

Ich fordere Sie auf, sämtliche Beiträge, die nicht das Ergebnis ihrer eigenen Gehirnleistung sind und die Sie dennoch unter Ihrem Namen im Internet veröffentlicht haben, umgehend zu löschen und sich ausgiebig darüber zu freuen, dass es sich bei den von Ihnen zu eigen gemachten Inhalten nicht um ein Brötchenbild handelt.

Hochachtungsvoll

bosch

Bei allem Ärger bleibt die Gewissheit, dass nur die richtig guten Sachen auch kopiert werden.

Nachtrag: Heute um 16.37 Uhr erreichte mich per E-Mail die folgende lapidare Antwort:

Hallo,
ich hab alles gelöscht!

Tut mir leid es kommt nicht wieder vor!

Immerhin wurde die Seite zwischenzeitlich vom Netz genommen. Eine Kopie davon übersende ich den betroffenen Autoren gern per Mail.

Nachtrag 2: Hier meldet sich der betroffene Matthias Wagner von der Rückseite der Reeperbahn zu diesem Fall zu Wort. Ein lesenswerter Beitrag, der noch ein bißchen mehr Licht ins Dunkel bringt.

 

33 Antworten auf „Das Gegenteil von Kreativität“

Ich denke, solche Leute brauchen dringend einen Schuß vor den Bug. Warum hat der Gesetzgeber ein Urheberrecht verankert, wenn es niemanden kümmert?! Erst wenn es an den Geldbeutel geht, beginnen sie vielleicht auch mal darüber nachzudenken, das Geistiges auch einen Wert hat. Sollte ich jemals wieder einen Textdieb stellen, werden Screenshots gemacht und die Sache an den Anwalt weitergegeben. Kostet mich ein Lächeln. Nicht mehr.

Meine Mail an dich kam zurück, deshalb hier als Kommentar:

Lieber bosch,

vielen Dank für diese Info. Das ist wirklich arm, was die Dame da macht, und ich finde richtig, wie du sie „abmahnst“.
Ich würde mich gerne anschließen, doch ihre Seite ist inzwischen offline, deshalb kann ich nicht mehr überprüfen, was sie von mir geklaut hat. (Ihre MySpace-Seite existiert noch unter http://profile.myspace.com/ind.....=111336508.)

Allerdings habe ich im Google-Cache das Impressum gefunden. Dort heißt es u. a.:

Die Betreiber der Seiten sind bemüht, stets die Urheberrechte anderer zu beachten bzw. auf selbst erstellte sowie lizenzfreie Werke zurückzugreifen. Die durch die Seitenbetreiber erstellten Inhalte und Werke auf diesen Seiten unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Beiträge Dritter sind als solche gekennzeichnet.

Nun: alles gelogen.

Vielleicht kannst du mir ihre Mailadresse mal zukommen lassen.

Viele Grüße
Matt

@Kolumnistenschwein: Das kann ich verstehen. Andererseits: Die Dame war jung und hatte offensichtlich keine Ahnung, was ihr im Zweifel allerdings auch nicht geholfen hätte. Mein Beitrag reichte als Mahnung, die geklauten Beiträge wieder aus dem Netz zu nehmen. Wären meine Texte in einem kommerzielleren Umfeld erschienen, dann hätte man sicher auch ohne schlechtes Gewissen zu härteren Mitteln greifen können.

@Matt: Gern geschehen. Alles weitere per Mail.

@Schnitzel: Kann man nicht auch Bilddateien irgendwie mit Wasserzeichen versehen? Technisch vermutlich möglich, aber der Aufwand ein Bild aufzuspüren ist sicher deutlich größer.

@sven: Ich habe die geklauten Seiten gesichert und Dir die Kopie gemailt.

@Boogie: Du solltest die Dame sofort abmahnen.

Als jemand, der dem Urheberrecht sehr großen Wert beimisst, vielleicht mal ein Wink mit dem Zaunpfahl, wie sich diverse Musiker auf diesem Planeten wohl täglich fühlen müssen, deren Werke millionenfach wild durch die Gegend kopiert werden.

@ Stefan

Ich fühle mich erwischt. Gleichwohl hinkt der Vergleich. Ich würde z.B. niemals einen aufstrebenden Künstler kopieren und damit um die Früchte seiner Arbeit bringen wollen.

Aber ich bin kein Jurist und fühle mich keineswegs kriminell, wenn ich, sagen wir, Elvis musikalisch zitiere.

Dasselbe gilt für Literatur, wenn z.B. ein Erbe von Erich Kästner Schulen und Lehrer verklagt. Erich ist deutsches Kulturgut – scheiß auf die 70 Jahre …

Was ist das Gegenteil von Kreativität?…

bosch erinnert sich aus gegebenem Anlass:
Johnny Haeusler sagte mal in einem seiner Podcasts, dass 2007 möglicherweise das erste Jahr wird, in dem ein Blogger einen anderen Blogger abmahnt. Soweit möchte ich nicht gehen.
Schon ein starkes Stück! Pla…

Hoopla, immerhin ihr Codename HappyNippon stimmt. Die Schlitzies sind ja gut im Copy and Paste :)
@ Matt:
Und sie hat 71 mySpace Freunde – toll ! Ich weigere mich ja auf mySpace Seiten hinzuweisen oder gar zu verlinken, aber hier mußte ich ja auch mal drauf schauen.
Meine Eltern hätten gesagt: So, Schluß jetzt, nun gibt´s ne Wucht und dann ab ins Bett!
@ Bosch:
Das Gegenteil von Kreativität?
Dreistigkeit
Mehr als 50 mySpace Freunde
Tamagotchie
Samstagabendfernsehprogramm
Englisches Essen
….

@Opa

jetzt erklär mir mal den Unterschied, was der Unterschied zwischen einem jungen aufstrebenden und einem bereits berühmten Künstler ist? Misst du da nicht mit zweierlei Maß?

Oder heißt das, der junge aufstrebende Künstler muss sich das noch verdienen, kopiert zu werden, während der bereits berühmte Künstler schon so viel Schotter gemacht hat, dass man ihn jetzt auch beklauen darf? Nur, weil es inzwischen als normal gilt, sich massenweise umsonst CDs zu kopieren, macht es die Sache nicht richtiger.

Wir sprechen offensichtlich nicht dieselbe Sprache. Natürlich messe ich mit zweierlei Maß, das ist es doch gerade.

Herr Wagner von der Rückseite der Reeperbahn hat einen anderen Aspekt vor einiger Zeit im Zusammenhang mit dem Erstellen von privaten Samplers verdeutlicht, leider finde ich den Beitrag dort auf die Schnelle nicht.

Creative Commons ist ein anderer Aspekt, der elektrische Reporter von Mario Sixtus zeigt das Urheberrechtsproblem in mehreren Interviews auf, u.a. hier:

http://www.elektrischer-report.....e/film/24/

Ich kopiere keineswegs massenweise Cds, wie Sie möglicherweise vermuten. Das gilt auch keineswegs allgemein als normal, wie Sie oben festzustellen belieben.

Danke für die Info. Leider hab ichs zu spät gesehen (das Wetter ist schuld!) und konnt mir meine Früchte im fremden Garten nicht mehr ansehen.
Falls du die Kopie der Seite noch hast, würd ich mich freuen, wenn du sie mir noch zu schickst.

Also nochmal: Danke fürs aufpassen!!!

LG
Dani

Zum Thema fußlahme oder beinamputierte Vergleiche:

Ist es nicht ein Unterschied ob ein Blogtext ohne Hinweis auf den Urheber als eigenes Werk ausgegeben wird oder ob man es es irgendwo unter Nennung der Quelle zitiert? Bei letzterem hätten wohl die beklauten Autoren kein Problem damit gehabt, stellen doch die meisten ihre Werke ausdrücklich unter eine CC-Lizenz.

Der Vergleich zur Musikindustrie müsste also lauten: Da wisst ihr mal, wie sich die Musiker fühlen, wenn deren Songs einfach kopiert werden und dann behauptet jemand anderes er habe sie gesungen und geschrieben.

Was in der Form ja nun wirklich kein Thema ist. In den einschlägigen Tauschbörsen werden Musiker wohl noch immer mit ihren Stücken assoziert.

Bei aller naiven und saudämlichen Dummdreistigkeit hat die Guteste die Seite immerhin sofort vom Netz genommen und sich so die Anwaltsgühren gespart.

Und Respekt dafür, dass Du sie nicht gleich abgemahnt hast.

Irgendwie langsam beängstigend…
Zum Glück ist Kreativität auch ein Zeichen dafür, dass man sich mit einer Sache genug beschäftigt hat, und das hat diese ominöse Person anscheinend mit dir!

viele grüße,
T.

Verstehe die Aufregung und verstehe sie nicht. Schaut ihr Hamburger doch einfach mal vorbei in der Segeberger Straße 1c, zu der die Domain gehört, und schaut, ob es eine Privatanschrift ist oder ein Unternehmen. Habe echt *keine Ahnung*, welchen Hintergrund die Sache hat und was jemanden treiben könnte, Blog-Inhalte zu kopieren. No idea! Aber vielleicht löst sich das Ganze ja in Wohlgefallen auf und die Gute ist einfach eine harmlose Studentin im zweiten Semester mit ein wenig Geltungsbedürfnis? Wenn eine Firma dahintersteckt, könnt ihr ja immer noch eure juristischen Wadenbeißer ins Rennen schicken.

@Thilo: Letzeres scheint wohl der Fall zu sein. Wie bei Matthias auf Rückseite der Reeperbahn (Link oben) zu lesen ist, wollte sich ein junges Fräulein mit Beiträgen, die sie gut fand, „schmücken, um anderen zu gefallen“. Die Seite ist mittlerweile aus dem Netz verschwunden und die Bemühung von juristischen Wadenbeißern nicht erforderlich gewesen. Hätte ein Unternehmen mit meinem geistigen Eigentum auf diese Art und Weise Geld verdienen wollen, wäre meine Reaktion sicher anders ausgefallen.

Mensch, Du bist ja ein Netter.
Ich glaube, die Frau ist tatsächlich einfach nur unschuldig dumm. Wahrscheinlich hast du das intuitiv erfasst.

Ich hätte sie nicht so wohlformuliert benachrichtigt, sondern ein Ultimatum gesetzt und mit Abmahnkosten gedroht.

Aber gut. Nun scheint sie verschwunden.
Fidibus. Drei mal schwarzer Kater!

hallo bosch, nachdem es mich vorher mit einer Illustration getroffen hat warst auch du dran. ist schon krass wenn andere keine eigenen ideen haben und sich mit fremden federn schmücken. nur was nutzt das ganze lob, wenn mann oder frau es dann nicht genießen können? frag sie doch mal, ob sie auch selbst was zustande bringt! lg holger

Schwarz gebloggt verursacht weiße Seiten! Und nun zur Strafe:

Du sollst nicht aus fremden Blogs Artikel kopieren und als Deine eigenen präsentieren – Du sollst nicht aus fremden Blogs Artikel kopieren und als Deine eigenen präsentieren – Du sollst nicht aus fremden Blogs Artikel kopieren und als Deine eigenen präsentieren – Du sollst nicht aus fremden Blogs Artikel kopieren und als Deine eigenen präsentieren – Du sollst nicht aus fremden Blogs Artikel kopieren und als Deine eigenen präsentieren – Du sollst nicht aus fremden Blogs Artikel kopieren und als Deine eigenen präsentieren – Du sollst nicht aus fremden Blogs Artikel kopieren und als Deine eigenen präsentieren – Du sollst nicht aus fremden Blogs Artikel kopieren und als Deine eigenen präsentieren –

und jetzt noch 1000 mal: Du sollst nicht…

Also meine theorie ist ja immernoch, dass sie zu den „Zeugen“ gehört und min. 3 Bloggs pro Tag schreiben muss,denn sonst muss sie die Kosten für den „Free-Webspace“ selber tragen..

scherz beiseite…

wer zu hölle ist so dumm und kopiert bloggs? das ist doch wie lachend in eine kreissäge zu rennen!

Schreibe einen Kommentar zu bosch Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert