Der Schuh quietscht

Es kam sehr plötzlich und verschwand nimmer. Immer wenn ich mit dem linken Fuß den Boden berühre, quietscht der Schuh. Nicht sonderlich laut, aber doch deutlich wahrnehmbar. Ist die Umgebung leise, etwa im Büro, wenn alle konzentriert hinter ihren Bildschirmen sitzen und Minesweeper spielen oder was auch immer tun, und ich den Gang entlang gehe, dann richten sich die Köpfe auf und die sich in ihnen befindenden Augenpaare starren mich allesamt an.

Das ist schlimm, aber das ist noch nicht das Schlimmste. Bei jedem Quietschen denke ich „Erna, der Schuh quietscht“, natürlich in der norddeutschen Übersetzung von Harry Rowohlt, und ob Robert Gernhardt wohl je einen quietschenden getragen hat. Seit ein paar Tagen nun schon laufe ich mit dem quietschenden Sneaker herum. Tatsächlich, hast Recht, boschi, der Schuh ist am Quietschen. Und so geht es immer weiter und ich denke, was doch so ein nadelnder Baum für ein verhältnismäßig kleines und vorübergehendes Ärgernis ist.

Aber ich ich bin ja Blogger, und falls hier zufällig jemand von einer Schuh-PR-Firma mitlesen sollte, bitte ich um Zusendung eines bequemen und wintertauglichen Sneakers in der Größe 46. Im Gegenzug würde ich dem Hersteller auch einen Beitrag widmen – 1a Schuh-Content sozusagen. Falls nicht, ist’s auch egal. Dann kaufe ich mir eben selbst einen neuen nichtquietschenden Schuh. Vielleicht gönne ich mir sogar ein Paar.

München ist okay

 

 

Hannover – Berlin – Hamburg – München – Hamburg. Das alles in einer Woche, ganz schön viel Herumgereise für das bißchen Arbeit. Nicht wenig davon hätte sich auch daheim am Schreibtisch erledigen lassen; aber nun ein freier Tag in München. Ein Geschenk, das ich gern annehme. Obwohl hier und da vereinzelt noch zusammengeschobene Schneereste zu sehen sind, duftet es bereits ein wenig nach Frühling und ich denke, was ist Glück, und fühle mich Harald Juhnke („Keine Termine und leicht einen sitzen“) viel näher als Gottfried Benn („Dumm sein und Arbeit haben: das ist Glück“).

Mit dem leichtestmöglichen Reisegepäck (Notebook, Zahnbürste, T-Shirt, Unterhose) auf dem Rücken durch die Stadt flanieren. Einfach so. Kein Museumsbesuch, kein business lunch, nichts; aber leider auch keinen sitzen. Ein Biergarten wäre jetzt ganz schön, denke ich, während ich innerorts so durch die Maxvorstadt streife, aber da geht auch schon mein Zug zurück nach Hamburg. Auf dem Weg zum Bahnhof noch ein Augustiner für die Fahrt kaufen, das ist Glück, denke ich. Servus, München. Pfiat di!

 

Das Jahr im Blog 4/2017: Menschen im Museum

Nicht selten sind die Menschen im Museum interessanter als die Kunst selbst. Die einen sind mehr Skulptur, die anderen sind mehr Performance.

Das Jahr im Blog 3/2017: Post-Shop

Richtige Post-Filialen gibt es ja kaum noch. Wir haben in der Nachbarschaft einen Post-Shop. Dieser teilt sich die Räumlichkeiten und das Personal mit einem Lotto-Zeitschriften-Tabak-Laden. Wann immer mich mein Zusteller nicht antreffen kann, landen meine Pakete im Lotto-Zeitschriften-Tabak-Post-Shop. So auch heute.

Samstags ist es hier immer besonders voll. Alle, die unter der Woche keine Zeit haben, holen dann ihre Amazon-Pakete ab oder schicken ihre Zalando-Bestellungen zurück und sind dabei schlecht gelaunt. Vermutlich weil sie wieder nicht im Lotto gewonnen haben. Die meisten von ihnen spielen zwar gar kein Lotto, sind aber trotzdem schlecht gelaunt. Sie haben ihren Retourenschein vergessen, keinen Ausweis dabei oder möchten Bargeld abheben, obwohl der Lotto-Zeitschriften-Tabak-Post-Shop keine Postbank-Dienstleistungen anbietet. Andere wiederum brauchen gar keinen Grund, sie sind einfach nur so schlecht gelaunt.

Fast hätte ich mich heute auch zur Übellaunigkeit verleiten lassen. Als ich an der Reihe war, teilte man mir nach einer Viertelstunde des ratlosen Suchens mit, dass meine Sendung nicht auffindbar sei. Man notierte handschriftlich meinen Namen und meine Telefonnummer auf einem Zettel. Auf diesem standen über mir noch etwa zwanzig weitere Suchaufträge ohne den Anschein einer Erledigung.

Wieder zu Hause angekommen überlegte ich mir bereits ein paar schmissige Zeilen für einen billigen Post-Rant, weil ich mir ja zum Jahreswechsel vorgenommen hatte, wöchentlich zumindest einen Artikel zu veröffentlichen. Aber da klingelte auch schon mein Telefon: „Wir haben Ihr Paket gefunden und Sie können es gleich abholen.“ Toll.

Jeden Tag ist die Betreiberfamilie dem verständnislosen Gezänk ihrer Kunden ausgeliefert, das stets samstags in der Aufführung des Musicals ‚Litte Post-Shop of Horror‘ gipfelt. Sie bleiben trotzdem immer freundlich. Ich sage Danke, Lotto-Zeitschriften-Tabak-Post-Shop-Betreiber-Familie.