Persistenz und Subtext

Ein See, irgendwo in Berlin

„Heiterkeit ist eine moralische Frage. Mürrische Leute,
die andere mit ihren Problemen behelligen,
die halte ich für rücksichtslos“
(Hans Magnus Enzensberger)

vs.

„Am Ufer der Wehmut blühen die Sterne“
(Friederike Mayröcker)

Ein paar Seiten zurückgeblättert: Persistenz und Subtext. So kann es jedenfalls nicht weitergehen.

Kein Tagebuch

Als der Strom weg war,
kamst Du zu mir,
und du sagtest: „Los komm, erklär mir
in den Liedern, die Du spielst,
ist immer weniger von Dir selber drin.“
„Stimmt genau,“ sag ich,
„die sind so, wie ich selber bin.“

(Blumfeld, Superstarfighter)

Und natürlich ist das, was ich hier täglich in dieses Internet schreibe, kein Tagebuch, sondern immer auch ein Stück weit Ausgedachtes. „Wieviel Autobiographisches steckt in diesem oder jenem Text?“, mag sich der Leser fragen, und ich antwortete „nichts“ oder „alles“. Aber das ist egal, denn der Klang der Worte ist oft wichtiger als ihre Bedeutung selbst.

Geschützt: The Lost Tapes: Stolz und Urteil

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Gestrandet


Schön ist die Heimat,
so man sie hat.
Schön ist der Hering,
besonders der Brat-.

(Wiglaf Droste)

Vor genau einem Jahr bin ich nach Berlin gegangen; so richtig angekommen bin ich jedoch nie. Etwas ist gegangen, etwas ist gekommen – und ich bin immer noch in der Hauptstadt, die ich eigentlich ja mag. Dennoch fühle ich mich hier gestrandet, obwohl ich weiß, dass es ziemlich egal ist, wo man eigentlich ist.

In einem sozialen Netzwerk gebe ich als Heimat „Herzsprung“ an – ein Ort irgendwo im Nirgendwo an einer Autobahnabfahrt zwischen Hamburg und Berlin und aus den Lautsprechern ertönt „Nowhere Man“ von den Beatles.

In der Tram treffe ich schon wieder eine gute Bekannte. Nachdem wir uns gegenseitig versichern, wie gut es uns ginge, fragt sie mich, ob ich es bereue, hierher gekommen zu sein. Ich verneine, denn anfangs war es sehr schön; diese Zeit möchte ich nicht missen. Nur mein Zaudern bereue ich, aber dafür ist es nun zu spät.