Pudding gekocht, Zucker vergessen. So ist das Leben.
Pudding
- Beitragsautor Von bosch
- Beitragsdatum 27. Juli 2011
- 6 Kommentare zu Pudding
- Schlagwörter Essen und Trinken, Leben, Pudding, Zucker
Bei anderen sieht alles immer so leicht aus. Dabei wollte er einfach nur kleine Brötchen backen, die auch ein bißchen nach Backwaren schmecken und nicht wie Mehlklumpen in seinem Magen liegen. Tag für Tag steht er seitdem wie ein Sisyphos am Ofen und optimiert seine Rezeptur. Nicht, dass er keine Fortschritte gemacht hätte, aber die Schritte sind zu klein, um in diesem Leben noch an sein Ziel zu gelangen.
Jetzt geht wieder alles von vorne los. Mehl, Hefe, Wasser etc. Ja ja, werden Sie sich jetzt denken, nun kommt er schon wieder mit der Mär vom Brötchenbacken ums Eck. Aber haben Sie sich je bei Berlioz oder Bernhard gelangweilt? Ohne mich mit ihnen vergleichen zu wollen, aber auch in ihren Werken spielten wiederkehrende Motive eine bedeutende Rolle.
Hier und da und dort habe ich es bereits versucht. Das erste Mal war kläglich, wie fast alles beim ersten Mal. Dann wurde es ein wenig besser. Schließlich gelangen sogar ganz ansehnliche Backwaren. Aber ihr äußeres Erscheinen war einiges besser als die inneren Werte. Sie waren trocken und hart. Warum sollte bei Backwaren auch besser sein als bei Mitmenschen?
Ich habe soeben einen weiteren Anlauf unternommen: Ei und etwas Olivenöl sollten es nun richten. Und eine Tasse Wasser, die ich zum Verdampfen in den Ofen stelle. Den Hefeteig ein zweites Mal kurz gehen lassen und dann langsamer und bei niedriger Temperatur backen. Es läuft.
Aber ehrlich gesagt: Eigentlich will ich nicht mehr backen. Es macht mir keinen Spaß. Womöglich es ist ein Zwang, gar eine Zwangsstörung, die selbst die Wikipedia (noch) nicht kennt. Es ist ein Backzwang. Ach. (Übrigens: Mittlerweile schmecken die Brötchen ganz okay.)
Menschen entwickeln in ihrem Leben sonderbare Verhaltensmuster. So auch er. Während er es früher liebte, bei einem guten Handwerksbäcker frische Brötchen zu erwerben, buk er in letzter Zeit immer häufiger selbst. Wie die meisten anderen Dinge auch, konnte er dies zwar nicht sonderlich gut, aber es hatte irgendwie eine beruhigende Wirkung auf ihn. Immer wenn ihn die Melancholie beschlich, und das tat sie oft in letzter Zeit, knetete er wie ein Berserker Hefeteig.
Immer häufiger träumte er davon, irgendwann einmal eine Großbäckerei zu eröffnen. – Mittelmäßig schmeckende Backwaren, aber dafür Unmengen an zu knetendem Teig. Ja ja, das wär’s.