Café unter den Linden

flickr: Café unter den Linden

Etwas abseits der belebten Schanzenpiazza, wo Mädchen mit tellergroßen Sonnenbrillen bekleidet Milchkaffee aus Gläsern trinken, den sie Galão nennen, liegt an einer ruhigen kopfsteingepflasterten Straßenkreuzung das Café unter den Linden. Dort, wo ich in meiner Jugend den ersten Milchkaffee aus der Schale trank und den Übergang vom Speiseeis zum Kuchen meisterte, bin ich bis heute hängengeblieben. Am exzellenten Service kann es nicht liegen. Fast glücklich darf sich schätzen, wer die Gelegenheit erhält, eine Bestellung aufzugeben; eine Audienz beim Papst dürfte einfacher zu erlangen sein. Die Betreiber haben es geschafft, ausschließlich charmant-verpeilte Leute für ihre Servicecrew zu rekrutieren, denen man es allerdings kaum übelnehmen kann, übersehen zu werden oder genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich bestellt hat, geliefert zu bekommen. Ganz sicher hat dies System, andernfalls wäre eine solche Homogenität und die Tatsache, dass sich auch der Servicenachwuchs perfekt in das Servicekonzept einpasst, nicht zu erklären. Ebenfalls zu monieren wäre, dass es dem Personal gelingt, den Innenraum, der sich im vorderen Teil durch einen 50er-Jahre-Eisdielen-Stil und im hinteren Teil durch gemütliche Lederbänke gekennzeichnet auszeichnet, meist mit nervraubender und unpassender Musik, oft elektronischer Art, zu beschallen.

Der Duft des roten Bullen

flickr: Red Bull
Foto: DogFromSPACE

Kaum ein olfaktorischer Reiz ist mir so zuwider wie der eines angeblich flügelverleihenden alpenländischen Energiegetränks. Warum decken Menschen ihren Koffeinbedarf nicht, indem sie eine Tasse Kaffee oder schwarzen Tee zu sich nehmen? Warum decken sie ihren Zuckerbedarf nicht, indem sie massenweise Würfelzucker in sich hineinstopfen? Warum decken sie ihren Flüssigkeitsbedarf nicht, in dem sie ganz einfach ein Glas wohltemperiertes Wasser, meinetwegen auch mit Zusatz von Kohlensäure, zu sich nehmen?

Warum nur muss es immer und überall dieses aufdringliche und übermäßig süß stinkende Weichgetränk aus der blau-silbern schimmernden Aluminium-Einwegdose sein, das bei mir, sobald deren Verschluss geöffnet wird, einen unaufhaltsamen Brechreiz auslöst?

Ich bin der Bringer

flickr: Ich bin der Bringer!

Das gute Astra, welches mit Liebe im Herzen Hamburgs gebraut wird, ist bekannt für seine humorvolle Werbung. Aber nicht nur die Plakatwerbung ist großartig, sondern auch die Lieferwagen der Bavaria-St. Pauli-Brauerei machen einiges her. Es gibt noch weitere Transporter mit der Aufschrift „ICH FAHR‘ NICHT RUM, SONDERN ASTRA.“; diese sind mir jedoch leider nie vor die Linse gefahren.

Alleinziehender Vater

Alleinziehender Vater. Astra. Was dagegen?

Wie mittlerweile ein jeder weiß, gibt es Aktionstage wie Bier am Vatertag. Die zwei Kästen Astra, die der junge Mann hinter sich herzieht, dürften wohl ausreichen, um in dieser Runde für eine heitere Stimmung zu sorgen. Schließlich sind das bei 30 Knollen pro Kasten immerhin 3,96 Liter Bier für jeden.

Angesichts der zur Schau gestellten Hosenpracht wundert es mich nicht, wenn der seinen Ehrentag zelebrierende Vater nicht nur den Bollerwagen allein ziehen, sondern auch seinen Nachwuchs allein erziehen muss. Gegen ein ehrliches Astra habe ich trotzdem nichts einzuwenden, etwas zu feiern habe ich allerdings heute auch nicht.