Frei erfundene Geschichten zu zufällig gefundenen Fotografien sind ja auch so ein literarischer Gemeinplatz. Unzählige Schriftsteller haben sich daran versucht, aber niemand will das lesen.
Und doch juckt es in meinen Fingern, als ich die Fotografie von dem alten Paar und ihrem Hund entdecke. Leicht gebückt stehen sie nah beieinander, sie (mit Faltenrock) legt ihm (im Altemännerpullover) den Arm sanft um die Schulter, zu ihren Füßen ein treudoof blickender Golden Retriever. Alle lächeln, das Paar weil es fotografiert wird, der Golden Retriever, weil es sein natürlicher Gesichtsausdruck ist. Im Garten wächst gemeiner Rhabarber und stehen mehrere aus Holz geschnitzte Skulpturen.
Was mag ihre Geschichte wohl sein? Und vor allem – das Traurige daran ist die Metaebene – warum steht dieses gerahmte Bild so verloren in einem Hauseingang auf St. Pauli?
Ich weiß es nicht. Und werde es wohl auch nie erfahren.
Als ob es etwas zu Feiern gäbe, nur weil man ein Kalenderblatt umlegt. Die Nachbarschaft jedenfalls neigt zum Knallkörper, weshalb einem schon früh am Silvestertag das Öffnen der Fenster unmöglich gemacht wird. Daher am Neujahrstag hinaus, etwas Luft schöpfen. Auch wenn jetzt 18 ist, hat sich doch kaum etwas verändert da draußen. Und morgen geht alles wieder von vorne los.
Hans Barlach, Bildhauer-Enkel und Minderheitsgesellschafter des Bilderdienstes Instagram greift nach der Macht. Per Gerichtsbeschluss ließ er Mark Zuckerberg von der Geschäftsführung abberufen. Er wirft Zuckerberg vor, seine Privatvilla in San Francisco teilweise durch die Veräußerung von Bilderrechten der Instagram-Nutzer an die Werbeindustrie finanziert zu haben. Barlach hat Zuckerberg unterdessen das Angebot unterbreitet, das Social Network vollständig zu übernehmen.
Die Streitigkeiten gehen zurück bis ins Jahr 2001. Damals erbte Mark Zuckerberg Instagram von seiner verschiedenen Frau, der erfolgreichen Galeristin Ulla Zuckerberg-Unhold. Nach Übernahme des Bilderdienstes durch den Witwer, selbst ein chronisch erfolgloser Fotograf mit dem Schwerpunkt Aura-Fotografie, verließen zahlreiche renommierte Künstler wie Henri Cartier-Bresson sowie Bernd und Hilla Becher aufgrund von Unstimmigkeiten nach jahrelanger Zusammenarbeit Instagram.
„Ich bin keine Finanzheuschrecke“, gibt Hans Barlach in einem Gespräch mit diesem Weblog zu verstehen, „aber man braucht heute Know-how im Handel mit Klimazertifikaten und Warentermingeschäften mit gentechnisch manipulierten Nahrungsmitteln, um im Wettbewerb mit global agierenden Foto-Plattformen wie EyeEm oder Tadaa bestehen zu können. Sonst endet man eines Tages so wie Flickr.“ Er könne nicht mit ansehen, wie Zuckerberg ein florierendes Netzwerk durch ständige Manipulation der Allgemeinen Geschäftsbedingungen so einfach zu Grunde gehen ließe, beschreibt Barlach die Motive seines Handels.
Was Barlach mit Instagram allerdings wirklich vorhat, ist auch Kennern der Branche ein Rätsel. Seit Wochen formiert sich in den Feuilletons der überregionalen Tageszeitungen ein massiver Widerstand gegen den Investor, der in seinem beruflichen Vorleben gelegentlich auf Flohmärkten antiquarische Diaprojektoren verkauft hat. „Hans Barlach hat keine Visionen“, sagt die Instagram-Fotografin Annie Leibowitz und wirft ihm im gleichen Atemzug vor, aus dem Unternehmen eine Schraubenfabrik machen zu wollen. Nachdem auch Starfotograf Juergen Teller mit seinem Weggang von Instagram drohte, sollte Barlach in die Geschäftsführung eintreten, wandte sich heute auch Martin Parr in einem Leitartikel gegen den Eindringling: „Eine Bilderplattform ist kein Musiklabel. Bilder sind keine beliebige Ware wie Musik. Dahinter stecken Fotografen. Das sollte dieser Emporkömmling von Steinmetz-Nachfahre endlich zur Kenntnis nehmen.“
Heute wurde bekannt, dass Mark Zuckerberg den erfolgreichen Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler zum Mediator bestellt hat. Er soll zwischen den zerstritten Parteien schlichten. Hans Barlach hat sich dazu noch nicht geäußert.
Weil ich in den letzten Tagen ein paar Mal danach gefragt wurde: Ja, ich bin der mit dem Teller-Arsch. (Natürlich habe ich das Maurerdekollté von Juergen Teller lediglich fotografiert. Es ist und bleibt sein eigener Arsch.)
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