Per sempre?

 Marmor, Stein und Eisen bricht,
aber unsere Liebe nicht.
Alles, alles geht vorbei,
doch wir sind uns treu.

(Drafi Deutscher)

Immer wenn ich von Friedrichshain nach Kreuzberg gehe, muss ich an Drafi Deutscher denken. Auch an der Oberbaumbrücke wird seit einiger Zeit der vermutlich aus Italien stammende Brauch der Anbringung von sogenannten Liebesschlössern gepflegt:

Frisch verliebte Paare gravieren ihre Namen oder Intialen in ein Vorhängeschloss und bringen dieses als Zeichen ihrer ewigen Liebe an einer Brücke an. Danach wird der Schlüssel üblicherweise in den darunter fließenden reißenden Fluss geworfen. An der Milvischen Brücke in Rom spricht man dazu gern die Worte „per sempre“ („für immer“) aus.

Das ist ein schönes Ritual, so romantisch. Doch was wäre eine Tradition ohne behutsame Fortentwicklung? Heute sind die viele Paare dazu übergangen, einen Ersatzschlüssel aufzubewahren. – Die Brechstange als Lösung hat sich in den meisten Fällen nicht bewährt.

Natürlich muss es korrekt „Marmor, Stein und Eisen brechen“ heißen, denke ich. Aber das reimt sich bekanntlich nicht so schön.

Fernsehschirm

Konnte ich mich vor zwei Jahren noch dem gemeinschaftlichen Betrachten von fußballerischen Großereignissen erfolgreich entziehen, so habe ich in diesem Jahr den Widerstand gegen das so beliebte öffentliche Anschauen – zumindest für einige wenige Spiele – aufgegeben.

In der prallen Mittagssonne wurden im Innenhof des Hotels Michelberger in Berlin-Friedrichshain Bier und Bratwürste gereicht. Das machte das Gekicke von Serbien gegen Deutschland halbwegs erträglich. Junge Frauen, die sich womöglich aus kalorischen Gründen von Bratwurst und Bier fernhielten, strickten in einem Tempo, das es fraglich erscheinen ließ, ob die selbstgefertigten Schals noch bis zum kommenden Winter fertig gestellt werden könnten. Immer häufiger sieht man jetzt wieder junge Frauen beim Stricken. Sie alle tun dies vermutlich nicht, um ihre Erzeugnisse auf einem Internetmarktplatz für Unikate gewerbsmäßig zu veräußern oder um ihren noch längst nicht vorhandenen Enkelkindern einen vermeintlichen Gefallen zu tun, sondern sie benötigen etwas Zerstreuung: Von 90 Minuten, die ein Fußballspiel gewöhnlich dauert, passiert in 85 Minten zumeist nichts wirklich Spannendes.

Da wäre es nicht weiter tragisch gewesen, wenn der Betreiber den Schirm noch etwas weiter vor den Fernseher gehängt hätte. Man verpasst ja doch nichts.

Den einzigen Ansatz einer Leidenschaft, die das andauernde Fußballturnier bei mir ausgelöst hat, ist das Sammeln von Team-Stickern, die sich in Duplos befinden. Mir fehlen übrigens noch die Nummern 5, 10, 12, 17, 19, 22, 24, 25, 31, 33, 38 und 42.

Karneval der Kulturen

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Pfingstsonntag in Berlin, endlich wieder etwas Sonnenschein. Der Karneval der Kulturen zieht durch die Stadt: über 90 Wagen, die allesamt glücklicherweise mehr von Venedig und Rio als von Köln und Düsseldorf haben. Kein Helau und Alaaf weit und breit. Dafür aber Samba und Blasmusik. Laut und bunt ist es, Caipirinha und Bratwurst gibt es.

Nach ungefähr dreieinhalb Stunden mag man jedoch nicht mehr auf der Stelle stehen, obwohl erst die Hälfte aller Wagen passierten. Irgendwann ist schließlich auch mal gut mit Sonne und caipirinhatrinkenden Menschenmassen um einen herum.

Weitere Fotos finden sich hier.

Der Pömpel in seinem natürlichen Umfeld

Pömpel

Berlin-Friedrichshain, 18. Mai 2010, 19 Uhr 53: ein schon etwas schummriger Abend, ein Wohnhaus mit einem unwirtlichen Betonvorgarten und zwei, ja was eigentlich? Pylonen, Lübecker Hütchen, Sicherheitsverkehrskegel, Haberkornhütchen, Molankegel oder Verkehrsstöggel?

Die Eskimos haben sicher über 1000 Wörter für dieses Ding, womit es sprachwissenschaftlich quasi so etwas wie das Gegenteil des „Warentrenners“ oder des „Gegenteils von Durst“, wofür seit Jahren verzweifelt nach einer griffigen Bezeichnung gesucht wird, wäre. Ich nannte sie einfach Pömpel. Auf Flickr entbrannte daraufhin sofort eine große Diskussion um die korrekte Namensgebung.

Das Wort „Pömpel“ entstammt der norddeutschen Sprache und bezeichnet u. a. einen Straßenpoller. Somit ist der in §43 der Straßenverkehrsordnung (StVO), Zeichen 610, korrekt als Verkehrsleitkegel bezeichnete Gegenstand nichts weiter als ein mobiler Pömpel. Vor diesem Hintergrund macht sich das obige Foto auch bestens in einer meiner Lieblingsgruppen auf Flickr: „Der Pömpel in seinem natürlichen Umfeld“.


Nachtrag: Hier gibt es zwei weitere Glanzstücke aus meinem fotografischen Pömpelportfolio …