Früher hatten meine Großeltern einen Schrebergarten. Um den etwa 500 Meter weiten Fußmarsch dorthin zu überstehen, hat mir meine Oma als Proviant sogenannte Hasenbrote mit Nutella in eine Umhängetasche aus Jeansstoff gepackt. Der Garten diente weniger dem Vergnügen als dem Anbau von Obst und Gemüse; es handelte sich sozusagen um den Inbegriff eines Pachtverhältnisses (Überlassung eines Grundstückes gegen Zahlung eines Pachtzinses zum „Fruchterwerb“, wie es im Juristendeutsch wunderbar heißt). In einem kleinen Buch wurde genau verzeichnet, was an welcher Stelle angebaut wurde: Bohnen, Kartoffeln, Erdbeeren und vieles andere mehr. In der Mitte des Gartens befand sich eine kleine grüne Laube, in deren Boden eine Luke eingefasst war. Für mich stand dort stets eine Zitronenlimonade bereit, für meinen Opa eine Flasche Schnaps, als Belohnung für die harte Arbeit. Direkt nebenan weideten Pferde auf einer Wiese, die mit einem Zaun gesichert war, durch den ein schwacher elektrischer Strom floss. Der Pferdebesitzer war ein unfreundlicher dicker Mann.
Heute befindet sich ein Neubaugebiet an der Stelle, wo meine Großeltern früher einen Schrebergarten hatten.