Traurige Lieder

Nebenan sitzt eine Frau und singt traurige Lieder. Ich habe sie nur einmal gesehen. Sie sah gar nicht traurig aus und wirkte auch überhaupt nicht so – man sieht es den Menschen nicht an. Mehrfach am Tag greift sie zu ihrer Gitarre und singt dazu. Immer nur für ein paar Minuten, nicht leise. Ihre Texte kann ich nicht verstehen, doch die Melancholie ihrer Stimme dringt durch die Wände. Sie singt mit Inbrunst.

Massoud Godemann Trio

Montagabend in der Kantine des Deutschen Schauspielhauses. Zwar riecht es nach Bratfett, doch ist es die Musik, die Luft zum Kochen bringt. Gitarre, Kontrabass, Schlagwerk — jahrelang aufeinander eingestimmt: Dialoge, Trialoge. Jedes Mal neu, jedes Mal ein Erlebnis.

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Der Link zur Musik: massoudgodemann.de
Massoud Godemann auf YouTube

Soundtrack meines Lebens: Sympathy For The Devil

In den frühen 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts widmete ich mich musikalisch vornehmlich der klassischen Gitarre. Als allerdings die Gründung einer Schulband auf dem Plan stand, ließ ich mich von meinem damals besten Freund Christian hinreißen, dieses Projekt auf einer geliehenen E-Gitarre zu unterstützen.

Genau wie die Rolling Stones womöglich die beste Rockband der Welt sind bzw. waren, war unsere Schulband ohne Namen die vermutlich schlechteste Schulband der Welt (sowohl von denen mit Namen als auch unter denen ohne Namen). Dennoch geschah es, dass eines Tages während einer Probe der Schuldirektor in den Musikraum trat und irgendetwas von einer gerade stattfindenden Lehrerkonferenz sowie dem heutigen Geburtstag unserer Religionslehrerin nuschelte. Er bat uns, aufzuspielen.

Wir ließen uns nicht zweimal bitten und bauten unsere Anlage im Lehrerzimmer auf, um eine Demonstration unseres Dilettantismus zu geben. Artig gratulierten wir Frau N. und kündigten an, ihr zu Ehren ein Lied aus ihrer Jugendzeit zu Gehör zu bringen: „Sympathy for the Devil“.

Einige Unterkiefer in der Audienz klappten nach unten und der Applaus war eher verhalten – dabei gelang uns der Hintergrundchor „uh uh“ ziemlich gut. Nur unser Englischlehrer, der vermutlich für den Teufel größere Sympathien hegte als für die Religionslehrerin, hatte offensichtlich Freude an unserer Darbietung. Da man aufhören soll, wenn es am schönsten ist, löste sich die Schulband wenige Wochen danach auf. Positive Auswirkungen auf unsere Religionszensuren hatte dieser Auftritt leider nicht.


Dies ist ein Beitrag aus meiner Serie “Der Soundtrack meines Lebens”. Weitere Beiträge dazu folgen demnächst wahrscheinlich hier. Du möchtest auch ein Stück Musik vorstellen? Nur zu.