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Soundtrack meines Lebens: Sympathy For The Devil

In den frühen 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts widmete ich mich musikalisch vornehmlich der klassischen Gitarre. Als allerdings die Gründung einer Schulband auf dem Plan stand, ließ ich mich von meinem damals besten Freund Christian hinreißen, dieses Projekt auf einer geliehenen E-Gitarre zu unterstützen.

Genau wie die Rolling Stones womöglich die beste Rockband der Welt sind bzw. waren, war unsere Schulband ohne Namen die vermutlich schlechteste Schulband der Welt (sowohl von denen mit Namen als auch unter denen ohne Namen). Dennoch geschah es, dass eines Tages während einer Probe der Schuldirektor in den Musikraum trat und irgendetwas von einer gerade stattfindenden Lehrerkonferenz sowie dem heutigen Geburtstag unserer Religionslehrerin nuschelte. Er bat uns, aufzuspielen.

Wir ließen uns nicht zweimal bitten und bauten unsere Anlage im Lehrerzimmer auf, um eine Demonstration unseres Dilettantismus zu geben. Artig gratulierten wir Frau N. und kündigten an, ihr zu Ehren ein Lied aus ihrer Jugendzeit zu Gehör zu bringen: „Sympathy for the Devil“.

Einige Unterkiefer in der Audienz klappten nach unten und der Applaus war eher verhalten – dabei gelang uns der Hintergrundchor „uh uh“ ziemlich gut. Nur unser Englischlehrer, der vermutlich für den Teufel größere Sympathien hegte als für die Religionslehrerin, hatte offensichtlich Freude an unserer Darbietung. Da man aufhören soll, wenn es am schönsten ist, löste sich die Schulband wenige Wochen danach auf. Positive Auswirkungen auf unsere Religionszensuren hatte dieser Auftritt leider nicht.


Dies ist ein Beitrag aus meiner Serie “Der Soundtrack meines Lebens”. Weitere Beiträge dazu folgen demnächst wahrscheinlich hier. Du möchtest auch ein Stück Musik vorstellen? Nur zu.

9 Antworten auf „Soundtrack meines Lebens: Sympathy For The Devil“

Na das ist ein Titel, der in jeden guten Lebenssoundtrack gehört! Am besten in der Liveversion!!
Den lege ich gleich mal auf! Danke.

Sehr cooler Clip. Mick Jagger sieht zwar aus wie Nana Mouskouri ohne Brille und zappelt über die Bühne als habe er einen epileptischen Anfall, aber das tut der Begeisterung keinen Abbruch. Als nettes Detail tauchen John Lennon und Paul McCartney im Publikum auf. Und ich bilde mir ein sogar Yoko Ono kurz gesehen zu haben. Aber da bin ich mir nicht ganz sicher.

Ganz reizende Geschichte und toller Ausschnitt aus dem phantastischen Rolling Stones Rock and Roll Circus, in dem der Auftritt der Who der allerbeste war.
Mick Jagger sieht gut aus und John Lennon war mit Yoko Ono auch da, Paul McCartney aber nicht.

Ja, feine Geschichte!

Ich bin gerade im Besserwissermodus und muss daher darauf hinweisen, dass mit „sympathy“ nicht Sympathie, sondern Mitleid gemeint ist. Und dieses zutiefst menschliche Gefühl dürfte kaum zu einer Erosion der Religionsnote geführt haben. Es sei denn, der Relilehrer war ebenfalls Opfer dieses Übersetzungsmissverständnisses.

@Matt: Soweit reichte mein Textverständnis damals nicht – und ehrlich gesagt, habe ich mich seitdem mit diesem Lied auch nicht mehr beschäftigt. Aber Du bist vom Fach, deshalb sehe ich Dir den Modus nach. Ich glaube auch, dass das christliche Mitgefühl meiner Religionslehrerin seine Grenzen erreichte, wenn es um den Teufel ging. Insofern hat man uns dieses Liedchen – Textverständnis hin oder her – nicht zu unserem Vorteil gedeutet.

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