Zürau

Ein erstes Zeichen beginnender Erkenntnis ist der Wunsch zu sterben. Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar. Man schämt sich nicht mehr, sterben zu wollen; man bittet aus der alten Zelle, die man haßt, in eine neue gebracht zu werden, die man erst hassen lernen wird. Ein Rest von Glauben wirkt dabei mit, während des Transportes werde zufällig der Herr durch den Gang kommen, den Gefangenen ansehn und sagen: »Diesen sollt Ihr nicht wieder einsperren. Er kommt zu mir.«

Franz Kafka, aus „Die Zürauer Aphorismen“

Wigald

I feel like a blind man with a color TV,
Everything’s fine but I just can’t see.
Too much of a strain to eat three meals a day,
Wherever I’m going I’m loosing my way.
I’m so tired.
I’m almost dead.

(Element of Crime)

Ein sehenswerter Kurzfilm über einen jungen Mann, der versucht, sich das Leben zu nehmen. – Und das ist gar nicht so einfach.

Ausführlicher schreibt Zeit Online über Timon Modersohns filmisches Kleinod.

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(via drueberleben)

Blues

„Und Sie haben also den Blues?“, fragt mich der krawattetragende Mann mit dem fränkischen Akzent, den ich noch nie zuvor gesehen habe. „Ja“, hätte ich antworten können – aber das wäre zu einfach gewesen. Es ist weniger der archaisch stampfende Blues der am Missisippi-Delta schwitzenden Baumwollpflücker, sondern eher der feinsinnigere Jazzblues Charlie Parkers: harmonisch angereichert und mit verschobenem Grundton, denke ich. Ich will die Komplexität des Lebens nicht in dieses Gespräch einbringen, kneife die Augen etwas zusammen und erwidere: „Ja, das kann man so sagen.“