Das Fort-Fort-Fort-Bleiben

Bereits am Sonntag blättere ich das erst am folgenden Tag erscheinende Nachrichtenmagazin durch. Wie so oft bin ich dabei eher gelangweilt. Dass dessen Leser mehr wissen, ist ein Werbespruch vergangener Zeiten.

Lediglich eine Randnotiz (diese) in der Kultur lässt mich aufmerken: Ein Gericht verbietet die Auslieferung eines Romans, weil sich jemand in einer Figur zu erkennen glaubte, und darauf hin einen Verkaufsstopp erwirkte. Bereits bei Billers Esra wähnte man ähnliche „Fälle“ auf uns zukommen. Die Leiden des Jungen Werthers und Buddenbrooks wären so nicht möglich gewesen. Auf welche Werke der Literatur hätten wir mit dieser Rechtsauffassung noch verzichten müssen?

Der Autor ist ein flüchtiger Bekannter. Vor Kurzem trafen wir uns am Rande eines Konzertes. Er erzählte von einer ersten Einladung zu einer Lesung in einer Provinzbuchhandlung und wir fragten uns, ob man danach denn wirklich zum Griechen gehen müsse. Die Frage ist nun erst einmal obsolet geworden. Das ist schade, auch weil man Fleischberge ja eigentlich mag.

Im Übrigen gehört dieses Weblog natürlich auch verboten.

Scheinfrühling

Die Luft ist warm
und das Leben sieht bunt aus.
Die einen haben,
gehen mit ihrem Hund raus.
Ich wollt’n Text schreiben
und bin zu Haus geblieben
Ich geh durch die Wohnung mit gemischten Gefühlen,
besteig meinen Thron
und sitze zwischen den Stühlen.

(Blumfeld)

Durch das geschlossene Fenster wirkt dieser Januartag frühlingshaft. Zum Glück ist es kalt draußen, sonst wäre dieser plötzliche Umschwung kaum auszuhalten. Vor dem Nola’s am Weinberg, einem schweizer Lokal in Mitte, sitzt man in Decken gehüllt auf Liegestühlen: Ein kleiner Zauberberg – mit mehr Milchkaffee und weniger Tuberkulose.

Während die einen bemüht sind, die ersten Sonnenstrahlen einzufangen, sind die anderen damit beschäftigt, Dinge komplizierter zu machen. Dieser Frühlingstag ist ein trügerischer Schein – es ist Ende Januar; Winter.