Haben Sie schonmal einen Roman geschrieben?

Bücher (Foto von dustpuppy)Haben Sie schonmal einen Roman geschrieben? So ein richtiges Werk epische Prosa? Ich meine jetzt keinen kleineren Beitrag für eine Anthologie oder einen Band zusammenhangsloser Kurzgeschichten oder gar einen Lyrikband voller Gedichte, die sich nicht reimen wollen und sollen, weil es gerade wieder einmal modern ist, Gedichte zu dichten, die sich auf gar keinen Fall reimen dürfen. Gedichte zu schreiben, die sich nicht reimen, das kann heutzutage wirklich jeder, weshalb es auch fast jeder tut. Aber so einen großen Entwicklungsroman zu verfassen, das ist wirklich ein ganz anderes Kaliber, das ist die Königsdisziplin. Ich schreibe übrigens gerade an meinem ersten Roman, das ist gar nicht so einfach, kann ich Ihnen sagen. Selbst für mich nicht. Man muss schon sehr diszipliniert sein, sich immer und immer wieder zu geistigen Höchstleistungen anzutreiben, und Momente der Muße zu finden, um der Kreativität freien Lauf zu lassen. Nur so kann ein Meisterwerk aufs Herrlichste gedeihen.

Blumfeld geben Abschiedskonzert – Kein Lied mehr

Blumfeld Abschiedskonzert am 25.05.2007 in der Fabrik, Hamburg

Der Morgen des 22. Konzerts der Blumfeld Tour und des damit definitiv letzten Konzerts vor der Auflösung der Band begann in Hamburg mit einem heftigen Gewitter. „Ein Zeichen des Himmels?“ fragt Jochen Distelmeyer, seit nunmehr 16 Jahren Kopf und Stimme der Gruppe, ein paar Stunden später, um es gleich im Anschluss zu verneinen. Schließlich glaube er nicht an Gott. Vielmehr glaubt er offensichtlich daran, dass es wichtig sei, ausreichend zu trinken, und reicht sogleich seine Wasserflasche ins dürstende Publikum. Die Hamburger Fabrik ist seit Wochen ausverkauft und sicher nicht zuletzt angesichts der langen Gästeliste stehen die Fans dichtgedrängt, um sich von Jochen Distelmeyer (Gesang, Gitarre), André Rattay (Schlagzeug), Vredeber Albrecht (Keyboard) und Lars Precht (Bass) zu verabschieden. Etwas später darf auch Gründungsmitglied Eike Bohlken für zwei Lieder aus der frühesten Schaffenszeit (Penismonolog, Zeittotschläger) wieder an den Bass. Im Hintergrund reicht Sterne-Bassist Thomas Wenzel nach fast jeden Lied eine andere, frischgestimmte Gitarre und darf im Hintergrund auch hin und wieder selbst in die Saiten greifen, was den Sound merklich erfrischt.

Blümeranz

DruckverbandBlümerant ist ein so wunderschönes Wort. Es ist eine Eindeutschung aus dem Französischen und bedeutet soviel wie bleu mourant, also sterbendes (blasses) Blau. Umgangssprachlich bedeutet es flau, unwohl, übel (ein -es Gefühl; mir ist ganz b. [zumute]) und ist leider vom Aussterben bedroht. Alleine deswegen wollte ich schon immer einen Beitrag schreiben, in dem es vorkommt, leider fiel mir bisher kein passender Kontext ein.

Seit heute ist es aber anders. Ich war gerade bei der Blutspende. Das ist normalerweise eine komplikationsfreie Angelegenheit. Man geht ins Krankenhaus, füllt einen Fragebogen aus, lässt sich einen halben Liter der roten Flüssigkeit aus den Adern zapfen und erhält anschließend als Aufwandsentschädigung eine überschaubare Menge Bargeld sowie ein gesundes Frühstück in Form eines Käsebrötchens, einer Knackwurst und eines Apfels. Ganz nebenbei tut man noch ein gutes Werk, indem man sein Blut denen spendet, die es gerade nötiger brauchen, und bereits nach kurzer Zeit gleicht der eigene Körper wie ein Wunder der Natur die fehlenden Zellen von allein wieder aus.

Warteschlangengeschichten Teil 4

Ein älterer korpulenter Herr reiht sich in die Warteschlange vor dem Geldautomaten im marmorgeschmückten Foyer eines am Hamburger Jungfernstieg gelegenen Bankhauses ein. Er ist komplett schwarz gekleidet, trägt einen eleganten Hut italienischer Machart sowie auffällig große Kopfhörer und bewegt sich im Rhythmus der für sonst niemand hörbaren Musik.

Kurz bevor er an der Reihe ist, das Bargeld aus dem Automaten zu ziehen, sagt er:

„Ich bin erregt, an diesem Automaten gewinne ich immer.“

Dies erscheint mir einleuchtend. Der vermeintliche Glückpilz setzt vermutlich immer auf dieselben richtigen Zahlen.

Mehr Warteschlangengeschichten: Teil 1, Teil 2, Teil 3