Die Flippers auf Abschiedstournee

Schwimm, kleiner Delfin!

[podcast]http://posterous.com/getfile/files.posterous.com/temp-2011-03-01/hjfushxajzrphcageAgjvEClnCctsugghoivxHAhegEvDbfGlqdGIonwHigu/11_Karten_fur_Flippers.mp3[/podcast]
Studio Braun – Karten für Flippers

Elfenbeinturm

Schauspieler schreiben Bücher. Schriftsteller nehmen Schallplatten auf. Musiker drehen Filme. Jeder scheint heute alles zu können. So auch der bärtige Pianist aus Kanada, für den ich mich zuvor nie sonderlich interessierte. Die kombinierten Eintrittskarten für den Film und ein Konzert im Anschluss schenkt man mir zum Geburtstag. Obwohl mir bei Überreichung des Präsentes zu verstehen gegeben wird, dass die musikalischen  Vorlieben des Beschenkten bei der Auswahl eine eher untergeordnete Rolle spielten, freue ich mich darüber. Leider fällt es mir schwer, dies angemessen zum Ausdruck zu bringen. Warum nicht auch mal offen für Neues sein, denke ich mir, wohl darum wissend, dass ich das Alter, in dem man für grundlegende musikalische Neuentdeckungen aufgeschlossen ist, längst überschritten habe.

Der Film ist ordentlich. Wer in seiner Jugend Rocky oder Karte Kid mochte, der mag auch dieses Werk: Es geht um die Rivalität zwischen Brüdern, eine komplizierte Liebesbeziehung zwischen Frau und Mann sowie eine besondere Form des Schachspiels, dessen Ziel ein Unentschieden ist. Toll.

Ein paar Fragen zum Film werden beantwortet, dann setzt sich der Musiker, der sich gern als „Genie“ bezeichnen lässt, an den leicht verstimmten Flügel. Zumindest in seiner etwas gekrümmten Sitzhaltung erinnert er an seinen Landsmann Glenn Gould. Er wirkt mürrisch und etwas gelangweilt. Recht mechanisch greift er mit seinen Händen, die so groß wie Klodeckel sind, in die Tasten. Ein bißchen Improvisation, ein bißchen Wunschkonzert – nach einer halben Stunde des Spielens hat er seine Pflicht getan. Applaus.

Cappuccino

„Das Schönste an München ist
der Rückflug nach Hamburg.“

(Helmut Schmidt)

Plötzlich sitzt man nicht mehr in seinem geliebten französischen Café in Hamburg-Winterhude, sondern steht in einer italienischen Bar in Berlin-Kreuzberg. Hier wie da blättere ich in der Zeitung und erfreue mich auf Seite drei an einer Reportage über den Hamburger Schriftsteller Uwe Timm, in dessen bekannter Novelle einst zufällig die Currywurst entdeckt wurde.

Der Schriftsteller berichtet von seiner Hassliebe zur Hansestadt, die mit ihrer bürgerlichen Großkotzigkeit immer mehr Metropole sein möchte, als sie tatsächlich ist, und seiner Zuneigung zu München, wo immerzu die Sonne scheint. Berlin hingegen ist einfach nur da – egal.

Ich schlürfe an meinem noch heißen Cappuccino, beiße in mein üppig mit Schinken und Käse belgtes Panino und lächle ein in mich gekehrtes Lächeln. Ich blicke aus dem Fenster, hänge ein wenig den Gedanken nach und zahle passend. Ciao. Tschüs.

Pawlowscher Pool

Schwimmbecken des Hotels Panoramico in Funchal, Madeira

Immer wenn ich im Sankt Oberholz am Rosenthaler Platz, Berlin, meine Notdurft verrichte, denke ich an einen Swimming Pool. Weniger, weil ich als Kind gern in Nichtschwimmerbecken gepinkelt habe, was ich nie tat, sondern weil aus den Lautsprechern der mit sanitären Einrichtungen ausgestatteten Räumlichkeiten stets ein Hörspiel ertönt. Dies ist zwar in der Regel angenehm, verlängert aber gemeinhin meinen dortigen Aufenthalt nie länger als unbedingt nötig.

Warum nun aber diese eigenartige Konditionierung? In Zeiten des öffentlich-rechtlichen Depublikationsunwesens bereichert uns ausgerechnet die bayerische Rundfunksendeanstalt mit akustischen Perlen ungeahnten Ausmaßes: Lange über die ansonsten üblichen sieben Tage hinaus, beglückt uns Bayern 2 mit dem sogenannten „Hörspiel Pool“ in Form eines dauerhaft kostenlos herunterladbaren Podcastangebotes.

Hier finden sich keine von stumpfsinnigen Schauspielern unmotiviert abgelesene Romanfragmente, sondern größtenteils liebevoll bearbeitete Klangkunstwerke, die es anzuhören lohnenswert ist. Erfreuen auch Sie sich an Kafkas Process, Daths Abschaffung der Arten oder Goetz‘ Loslabern etc.

Und wenn Sie das nächste Mal in besagtem Café die Keramikabteilung besuchen, denken auch Sie an den Pawlowschen Pool.