München ist okay

 

 

Hannover – Berlin – Hamburg – München – Hamburg. Das alles in einer Woche, ganz schön viel Herumgereise für das bißchen Arbeit. Nicht wenig davon hätte sich auch daheim am Schreibtisch erledigen lassen; aber nun ein freier Tag in München. Ein Geschenk, das ich gern annehme. Obwohl hier und da vereinzelt noch zusammengeschobene Schneereste zu sehen sind, duftet es bereits ein wenig nach Frühling und ich denke, was ist Glück, und fühle mich Harald Juhnke („Keine Termine und leicht einen sitzen“) viel näher als Gottfried Benn („Dumm sein und Arbeit haben: das ist Glück“).

Mit dem leichtestmöglichen Reisegepäck (Notebook, Zahnbürste, T-Shirt, Unterhose) auf dem Rücken durch die Stadt flanieren. Einfach so. Kein Museumsbesuch, kein business lunch, nichts; aber leider auch keinen sitzen. Ein Biergarten wäre jetzt ganz schön, denke ich, während ich innerorts so durch die Maxvorstadt streife, aber da geht auch schon mein Zug zurück nach Hamburg. Auf dem Weg zum Bahnhof noch ein Augustiner für die Fahrt kaufen, das ist Glück, denke ich. Servus, München. Pfiat di!

 

München

München
München, 7. August 2010

München, ehemals Weltstadt mit Herz. Mal auf den Spuren König Ludwigs I., mal im Jüdischen Museum. Worte, die ich hier immer wieder sage, weil sie gut klingen, meine jeweilige Begleitung aber fast in den Wahnsinn treiben: mal Hacker-Pschorr, mal Oachkatzlschwoaf. Immer Sonnenschein, Surfer auf der Eisbachwelle und Bier im Englischen Garten etc.

Ich denke, dass alles immer so weitergehen müsse, aber das tut es naturgemäß nicht.

Übergangsjacke

Dann ist wieder Frühling und man sitzt im Biergarten auf harten Bänken, um frischgezapfte Biere aus großen Gläsern zu trinken. Nicht im schönen Prater oder im Englischen Garten unter dem Chinesischen Turm, wie noch im vergangenen Jahr, sondern ganz woanders und mit neuen Menschen. Sonst scheint alles wie immer zu sein:

Man trägt eine ganz leichte Sommerjacke und sobald die Sonne ihr wohliges Strahlen wieder einstellt, wünscht man sich eine wärmendere. – Keine ganz wintertaugliche Oberbekleidung, sondern irgendetwas dazwischen. Dann wundert man sich ein bißchen darüber, warum das Konzept der Übergangsjacke gemeinhin mit Geringschätzung betrachtet wird, trinkt noch einen letzten großen Schluck und geht.

Cappuccino

„Das Schönste an München ist
der Rückflug nach Hamburg.“

(Helmut Schmidt)

Plötzlich sitzt man nicht mehr in seinem geliebten französischen Café in Hamburg-Winterhude, sondern steht in einer italienischen Bar in Berlin-Kreuzberg. Hier wie da blättere ich in der Zeitung und erfreue mich auf Seite drei an einer Reportage über den Hamburger Schriftsteller Uwe Timm, in dessen bekannter Novelle einst zufällig die Currywurst entdeckt wurde.

Der Schriftsteller berichtet von seiner Hassliebe zur Hansestadt, die mit ihrer bürgerlichen Großkotzigkeit immer mehr Metropole sein möchte, als sie tatsächlich ist, und seiner Zuneigung zu München, wo immerzu die Sonne scheint. Berlin hingegen ist einfach nur da – egal.

Ich schlürfe an meinem noch heißen Cappuccino, beiße in mein üppig mit Schinken und Käse belgtes Panino und lächle ein in mich gekehrtes Lächeln. Ich blicke aus dem Fenster, hänge ein wenig den Gedanken nach und zahle passend. Ciao. Tschüs.