Warenwelten #9: Touristenbedarf

Touristenbedarf

Verkäufer: „Guten Tag, womit kann ich Ihnen helfen?“
Kunde: „Ich habe den Wunsch, einem tatsächlichen Mangel Abhilfe zu schaffen.“
Verkäufer: „Worin genau besteht denn Ihr Mangel?“
Kunde: „Souvenirs, Food, Sweets & more …“
Verkäufer: „Steht hinter Ihrem Bedürfnis auch die nötige Kaufkraft?“
Kunde: „Ja.“

… für alle, die sich schon immer die Frage stellten, wie man im  Fachhandel für Tourismusbedarf miteinander ins Geschäft kommt.

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Mischbrot

Dienstag nach dem Feiertag. Morgens beim Bäcker vor mir zwei asiatische Touristen. Offenkundig fehlt ihnen zur Artikulation ihres Bestellwunsches das erforderliche Backwarenfachvokabular. Hilflos zeigen sie auf Schrippen, Croissants etc. Es sind heute einmal nicht die Reisenden, die nerven, sondern es ist die unnötige Pampigkeit der Bäckereifachverkäuferin, die ratlos mit den Schultern zuckt und hektisch mit ihren Händen herumfuchtelt. Ich blicke auf ihre Fingernägel und frage mich, warum es bei all dem Regulierungswahn in diesem Lande noch kein Verbot für aufgeklebte Kunstnägel mit Glitzersteinchen gibt, und je länger ich warte, desto mehr vergeht mir der Appetit. Als ich an der Reihe bin, sage ich nur „Mischbrot“, und lege das Geld passend abgezählt auf die Verkaufstheke. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt fühlt sich der Dienstag wie ein Montag an.

Winterfrische auf Rügen – Teil 2

Haus des Gastes

Am zweiten Tag schneit es noch immer, sogar noch mehr als gestern. „Das ewige Auf- und Ablaufen am Strand macht einen nur irre“, sage ich zu Madame. Konsequent beschließen wir also, auch einmal im Kreise zu gehen, am besten gleich organisiert. Wir überwinden uns, an einem Rundgang durch Binz teilzunehmen. Wenn schon konsequent, dann richtig: Treffpunkt 10 Uhr morgens, Kurverwaltung, die Frisur sitzt. Vor dem „Haus des Gastes“, das neben der örtlichen Kurverwaltung nach Auskunft der eigenen Internetseite auch „einen Bollerwagenverleih, einen öffentlichen Münzfernsprecher und einen Briefkasten für Urlaubspost“ bietet, hat sich bereits eine mittelgroße Rentnertraube gebildet, die ungeduldig auf den Führer (Darf man das so schreiben? Egal; Anm. d. Red.) wartet.

Durch den Ort leitet uns fachkundig Herr Boy. „Boy wie der englische Junge“, stellt sich der ältere Herr mit weißem Seemannsbart schenkelklopfend vor. Die Rentner lachen; Herr Boy teilt mit, dass er gern und besonders gern lang spricht. Ich beginne bereits, meine Konsequenz zu bereuen, und gehe in Gedanken den Strand auf und ab. Herr Boy macht seine Arbeit sehr gewissenhaft. Der Schneefall hat etwas zugenommen, und die ersten violett schimmernden Rentnerinnendauerwellen sind bereits unter der Last der Schneemassen zusammengebrochen.