Dass es um die kulturelle Daseinsvorsorge im kleinstädtischen Raum schlecht bestellt ist, ist ein offenes Geheimnis. Ausgerechnet die Gastwirte der Stadt haben sich zusammengetan, um der feuilletonistischen Ödnis Einhalt zu gebieten. Zwecks Reanimation der längsten Fußgängerzone Norddeutschlands haben sie in einer ausgemusterten Telefonzelle einen öffentlichen Bücherschrank initiiert. Die Stadtverwaltung hat sich freundlicherweise bereiterklärt, die hierfür benötigte Fläche von rund einem Quadratmeter mietfrei zu überlassen. Das ist durchaus lobenswert.
Das Prinzip ist einfach: Nicht mehr benötigte Bücher können in das in der Telefonzelle befindliche Regal gestellt werden. Wer Interesse an einem dieser Bücher hat, darf es kostenlos mitnehmen und wird im Gegenzug gebeten, bei Gelegenheit auch selbst ein Druckerzeugnis zur Verfügung zu stellen. Seit einiger Zeit beobachte ich dieses Angebot nun aufmerksam und stelle fest, dass es gut angenommen wird. Die sich direkt gegenüber befindlich Buchhandlich wäre jedenfalls froh über einen so schnell drehenden Warenbestand.
Ab und zu sind ein paar ganz brauchbare Klassiker im Angebot. Durchgestrichene Exlibris deuten darauf hin, dass sich Gymnasiasten hier gern ihrer Sartre- und Camus-Bände entledigen, aber auch zerfledderte Reclam-Hefte stehen hoch im Kurs. Freilich handelt es sich bei den meisten Büchern um Schund, der im Prinzip nicht zu ertragen ist. Aber ein Blick in Buchkaufhäuser und Bestsellerlisten verrät, dass dies nur ein Spiegel der Buchbranche ist.
6 Antworten auf „Öffentlicher Bücherschrank“
An alle Ratlosen aus dem Bookcrossing-Forum: Der Bücherschrank befindet sich in Itzehoe. Und wenn ich richtig gesehen habe, trägt er keinen BC-Aufkleber. (Wofür der wichtig ist, weiß ich allerdings auch nicht.)
Der BC-Aufkleber würde signalisieren, dass es sich um eine Book-Crossing-Station handelt, hat nur für Book-Crosser eine Bedeutung.
Die BC-Aufkleber in den Büchern dienen nur dem Tracking der Bücher. Mitunter ganz amüsant zu sehen, wie die Bücher wandern.
Und ich dachte, „BC“ stünde für die „Berlin Crime“-Posse…
Sehr schön. Die Idee ist übrigens schon älter – oder hatten auch schon andere: In Mainz gibt es zum Beispiel mehrere Tauschbibliotheken in ehemaligen Stromverteilerkästen (http://www.main-netz.de/nachri.....216,937130).
Moin
für alle, die auf der Suche nach einem Bücherschrank in ihrer Nähe sind, führen wir eine umfangreiche Liste öffentlicher Bücherschränke auf einer Unterseite unserer Tauschbörse „Tauschgnom“
http://www.tauschgnom.de/offene-buecherschraenke
Jeder Schrank ist auch direkt zu GoogleMaps verlinkt damit der Standort besser zu finden ist.
Über Hinweise auf noch fehlende Schränke freuen wir uns immer. Soll doch kein Bücherschrank übersehen werden :-)
Sehr geniale Idee. Prima Wiederverwertung für die „ollen Kisten“. Ich weiß noch genau, wie ich als kleines Kind im Urlaub war und abends an der Zelle anstand…. heute hat ja jeder 12jährige schon ein Handy.
Gibts davon noch mehr?
Grüße vom Peter