Gestern wichtig

Gelungene Plazierung der Guttenberg-Biographie im Schaufenster der Bücherhalle, Berlin-Schöneberg.

Was gestern noch wichtig erschien, ist heute in weite Ferne gerückt: Beherrschte vor Kurzem noch der Baron aus Bayern mit dem Skandal um eine abgeschriebene Doktorarbeit sämtliche Schlagzeilen, verramscht heute schon das moderne Antiquariat seine Biographie für zwei Heiermänner.

Unterdessen gibt es im Minutentakt neue Schreckensbilder und -nachrichten aus Japan, während die Politik hierzulande aus wahlkampftaktischen Gründen die Debatte über die Zukunft der Energiegewinnung in unserem Lande entfacht.

Es passiert gerade so viel, dass selbst der Interessierte dem Geschehen kaum noch zu folgen vermag. Die Kerze brennt an beiden Enden.

Eine kleine Buchkritik

Die 300 Seiten sind schnell gelesen – in einem Rutsch. Sie wirken auch etwas zügig dahingeschrieben, was dem Werk vermutlich nicht gerecht wird. Der Schreiber ist ein guter Erzähler, aber der große Roman ist womöglich nicht seine Form. Die Worte mussten trotzdem raus. Diverse Nebenhandlungsstränge sind etwas zu ausführlich geraten, manche der handelnden Personen bleiben etwas blass.

Viel Stoff zum Nachdenken gibt das Buch dem Leser nicht, wenngleich ihm auch eine gewisse Unterhaltsamkeit nicht abzusprechen ist. Immerhin. Das alles ist kein Grund, auf dem Autoren herumzuhacken – und immer noch besser als vier Stunden Privatfernsehen. Kurzweilige Unterhaltung ist schließlich kein Makel, sondern ein Genre.

(Möglicherweise fände das Druckerzeugnis nach der ersten Lektüre rasch seinen Weg ins Antiquariat, wenn es nicht das Geschenk einer mir sehr nahestehenden Person gewesen wäre. Nun wird es in Würde in meinem Regal verstauben.)