transmediale im Haus der Kulturen der Welt, Eröffnungsveranstaltung: Ein Kurzfilm wird gezeigt. Zuerst eine dunkle Leinwand, aus den Lautsprechern ertönt Gewummer. Dann Flimmern und Staub. Ein Insekt taumelt mehr als es fliegt. Regen, ein alter Mann schwebt horizontal durch das Bild. Wieder Staub, Kaulquappen, noch mehr Regen. Verstörung. Der Film scheint länger und länger zu werden, das Gewummer wird stärker und ich denke an des Kaisers neue Kleider. Das Ende.
Drei Mal in den vergangenen Tagen nach vier Uhr ins Bett gegangen, zum Ausgleich heute vor vier Uhr aufgestanden. Es geht, wenn man muss.
Noch 20 Minuten bis zur Abfahrt meines Zuges. Morgens, um fünf Uhr, wirkt der Berliner Hauptbahnhof wie frisch gebadet: Die Putzkolonnen haben ihre Arbeit bravourös gemeistert, kaum ein gehetzter Reisender ist jetzt schon unterwegs. Noch 15 Minuten bis zur Abfahrt meines Zuges. Ich erwerbe eine Tageszeitung, es ist genug Zeit für ein Foto. Noch 10 Minuten bis zur Abfahrt meines Zuges. Das Kaffeehaus H. Meins in der ersten Etage ist geschlossen, mein Körper verlangt jedoch nach einer Koffeinzufuhr. Lediglich die Niederlassung einer Großbäckerei bietet Heißgetränke aus gerösteten Bohnen an, welche jedoch mittels Vollautomaten zubereitet werden. Kaffeegenuss ist anders. Noch fünf Minuten bis zur Abfahrt meines Zuges. Ich entscheide mich doch für den Kaffee, obwohl sein Weg in den Körper leider über den Gaumen anstatt direkt in die Vene führt. Noch zwei Minuten bis zur Abfahrt meines Zuges. Wieder einmal bemerke ich, wie schlecht doch die Wege zu den Gleisen ausgeschildert sind. Es ist knapp. Noch eine Minute bis zur Abfahrt meines Zuges. Ich hetze die Rolltreppe hinunter, der Zug fährt bereits ein. Ich erreiche ihn – aber sehr, sehr knapp.
Die Luft ist warm
und das Leben sieht bunt aus.
Die einen haben,
gehen mit ihrem Hund raus.
Ich wollt’n Text schreiben
und bin zu Haus geblieben
Ich geh durch die Wohnung mit gemischten Gefühlen,
besteig meinen Thron
und sitze zwischen den Stühlen.
Durch das geschlossene Fenster wirkt dieser Januartag frühlingshaft. Zum Glück ist es kalt draußen, sonst wäre dieser plötzliche Umschwung kaum auszuhalten. Vor dem Nola’s am Weinberg, einem schweizer Lokal in Mitte, sitzt man in Decken gehüllt auf Liegestühlen: Ein kleiner Zauberberg – mit mehr Milchkaffee und weniger Tuberkulose.
Während die einen bemüht sind, die ersten Sonnenstrahlen einzufangen, sind die anderen damit beschäftigt, Dinge komplizierter zu machen. Dieser Frühlingstag ist ein trügerischer Schein – es ist Ende Januar; Winter.
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