BILDblogger für einen Tag

Mitten in der Nacht klingelt das Telefon und weckt mich jäh aus meinen süßesten Bloggerträumen.

boschblog (noch sehr verschlafen): „Redaktion boschblog, ich höre.“
BILDblog: „Redaktion BILDblog, guten Morgen, Herr Kollege. Wir brauchen dringend Ihre Unterstützung. Harald Martenstein wollte heute einen Beitrag für uns schreiben. Nun ist der aber leider krank geworden.“
boschblog (noch immer verschlafen): „Und was soll ich dagegen machen?“
BILDblog: „Sie müssen für ihn einspringen, bitte. Sie können uns jetzt nicht hängen lassen.“

Ganz so war es natürlich nicht. Gestern suchte das BILDblog allerdings tatsächlich im Rahmen seiner Adventsaktion nach einer Vertretung für den verhinderten ZEIT-Kolumnisten. Da auch ich Bild-Chefredakteur Kai Diekmann am liebsten von hinten sehe, fühlte ich mich natürlich berufen. Zu meiner großen Überraschung wurde ich schließlich als einer von drei Kandidaten unter über 70 Bewerbern ausgewählt, heute einen Gastbeitrag für das BILDblog zu verfassen, was mir nicht nur großes Vergnügen, sondern auch die Qual einer mehr als einstündigen Lektüre der Bild bescherte. Was für einen Großteil der Bevölkerung wie Homöopathie klingt, war für mich nah an der letalen Dosis.

Harald Martenstein wünsche ich auf diesem Wege noch einmal baldige Genesung – und mir ab morgen wieder die gewohnte Qualitätszeitung auf dem Frühstückstisch.

Hausmitteilung: Bloggeburtstag, Nebenblog und wordpress-Update

Liebe Leser,

genau ein Jahr ist nun seit meinem ersten Beitrag in diesem Onlinejournal vergangen. Seitdem habe ich an dieser Stelle 105 Beiträge veröffentlicht, die insgesamt 1097 mal kommentiert wurden. Auch wenn andere Blogger schwächeln: hier wird es wie gewohnt, nämlich mit niedriger Postingfrequenz und etwas höherem Unterhaltungswert, weitergehen.

In den kommenden Tagen werde ich aus technischen Gründen endlich das Update auf wordpress 2.3 nachholen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Mit Blick hierauf wird die Optik von boschblog vorübergehend etwas reduziert erscheinen, aber schon nach kurzer Zeit wieder zu alter Frische zurückkehren.

An dieser Stelle möchte ich auch die Gelegenheit nutzen, um auf mein Nebenblog metabosch – das Blog zum boschblog hinzuweisen. Dort werde ich mich in unregelmäßigen Abständen zu den Themen äußern, die hier keinen Platz finden.

Mit den besten Wünschen für die Adventszeit verbleibe ich

Euer bosch

0815-Blogeintrag

Kürzlich bezeichnete ein anonymer Kritiker dieses Onlinejournal als ein 0815-Blog. Dies ist natürlich vollkommen berechtigt. Natürlich handelt es sich bei dieser internetbasierten Publikation um nichts Außergewöhnliches und trotzdem hat sie sich auf unerklärliche Weise bewährt – zumindest in einem überschaubaren Kreis meist wohlgesinnter Leserinnen und Leser.

Um meinem Ruf gerecht zu werden, erlaube ich mir, natürlich wie immer vollkommen befreit von jedweder Notwendigkeit, kurz auf drei relativ unbedeutende Begebenheiten des heutigen Tages einzugehen, die trotz ihrer Nichtigkeit in der Lage waren, meinen im Ansatz vorhandenen Glauben an den gesunden Menschenverstand zumindest vorübergehend ein kleines Stückchen erschüttern zu lassen.

Pritt-Stift

1) Vor der Tür der Filiale eines in Gütersloh ansässigen Buchclubs steht eine junge Dame und grüßt mich mit einer Freundlichkeit, als hätten wir bereits in der Sandkiste Brüderschaft getrunken. In ihren Händen hält sie einen Plastikeimer, in dem sich Lotterielose befinden. Sie erklärt mir, dass heute mein Glückstag sei, denn jedes Los gewönne. Etwas misstrauisch ziehe ich einen Zettel mit dem Aufdruck „418“ und lasse mich in das Ladengeschäft leiten. Hier nimmt mich eine etwas ältere Dame in Empfang und versucht mir, ohne mich zu begrüßen, etwas zu bestimmt mit den Vorteilen des Clubs vertraut zu machen. Nur mit Mühe kann ich sie davon abhalten, mir das bestens bekannte Prinzip dieser Unternehmung in aller Ausführlichkeit zu verdeutlichen und überreiche ihr erwartungsvoll mein Los.

Duplobaum

Duplo Zartbitter

Bei meinem heutigen Kleineinkauf entdeckte ich ein Produkt, von dem ich schon immer geträumt habe. Die wahrscheinlich längste Praline der Welt steht jetzt für vorübergehende Zeit in einer „Limited Edition“ in einer köstlichen Zartbittervariante in den Supermarktregalen. Ich ziehe eine Bitterschokolade der Vollmilch geschmacklich stets vor. Man kann das tun, muss es aber nicht. Ich bin Vollmilchliebhabern gegenüber übrigens tolerant. Dass den dunklen Sorten aufgrund ihres hohen Anteils an Antioxidantien eine schützende Wirkung auf das Herzkreislaufsystem zugesprochen werden, ist lediglich ein willkommender Nebeneffekt. Aufgrund ihres geringeren Zucker- und Milchanteils jedoch von „magermachender Schokolade“ zu sprechen, wie dies mein Herr Vater zu tun pflegt, halte ich indes für einen Euphemismus.

Die Wurzel meiner Zuneigung zu dem lediglich 18,2 Gramm schweren Schokoriegel liegt, wie so viele Eigenheiten des menschlichen Wesens, in meiner Kindheit begründet. Im Gegensatz zu meinen Eltern war ich kein begeisterter Spaziergänger oder gar Wandersmann. Dies lag nicht nur daran, dass ich nicht gern wanderte, sondern auch daran, dass ich im zarten Kindesalter von etwa vier Jahren mit Recht noch nicht als Mann bezeichnet werden konnte. Um auch mich ein wenig an des Müllers Lust teilhaben zu lassen, machten mir meine Eltern Spaziergänge schmackhaft, indem sie mir versprachen, die Streckenführung vorbei am sogenannten Duplobaum zu legen. Mein Vater eilte dann regelmäßig unbemerkt einige Schritte voraus, um ein Duplo in immer demselben Baum für mich gut erreichbar zu platzieren. Lange Zeit hatte ich an dieser besonderen Ernte, welche meiner Wanderslust Lebensgeister einhauchte, große Freude und glaubte fest daran, dass auf diesem Baum Duplos wüchsen.