Eine kleine Buchkritik

Die 300 Seiten sind schnell gelesen – in einem Rutsch. Sie wirken auch etwas zügig dahingeschrieben, was dem Werk vermutlich nicht gerecht wird. Der Schreiber ist ein guter Erzähler, aber der große Roman ist womöglich nicht seine Form. Die Worte mussten trotzdem raus. Diverse Nebenhandlungsstränge sind etwas zu ausführlich geraten, manche der handelnden Personen bleiben etwas blass.

Viel Stoff zum Nachdenken gibt das Buch dem Leser nicht, wenngleich ihm auch eine gewisse Unterhaltsamkeit nicht abzusprechen ist. Immerhin. Das alles ist kein Grund, auf dem Autoren herumzuhacken – und immer noch besser als vier Stunden Privatfernsehen. Kurzweilige Unterhaltung ist schließlich kein Makel, sondern ein Genre.

(Möglicherweise fände das Druckerzeugnis nach der ersten Lektüre rasch seinen Weg ins Antiquariat, wenn es nicht das Geschenk einer mir sehr nahestehenden Person gewesen wäre. Nun wird es in Würde in meinem Regal verstauben.)

Es ist da – also praktisch

So sieht das also aus

Es ist da. Endlich. Weil ich nicht nur einer der Herausgeber, sondern auch mit einigen Tweets in unserem Twitterbuch vertreten bin, befand sich heute mein persönliches Belegexemplar im Briefkasten. Und siehe: Es ist gut, wenngleich natürlich nicht perfekt.

Im Buchhandel ist das Werk leider noch immer nicht vertreten – und auch bei Amazon scheint es noch nicht so richtig verfügbar zu sein. Im Bereich Kultur liegen wir dort jedoch bereits auf Bestseller-Rank 27 und sind mehr als stolz, an „Spiel und Spaß mit der Blockflöte Bd. 1“ vorbeigezogen zu sein.

Wir wollen mit unserer Publikation weiter auf dem Weg des Erfolges gehen, um endlich Thilo Sarrazin von Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste ablösen. In Abstimmung mit dem Marketing unseres Verlages, haben wir daher folgenden Fünf-Punkte-Plan aufgestellt:

  1. Täglich in allen Buchhandlungen fragen, ob es endlich dieses neue, tolle Twitterbuch von PONS zu kaufen gibt. Das Buch auf jeden Fall unverbindlich zur Ansicht bestellen. Wenn es erst einmal im Buchladen ausliegt, dann wird es auch gekauft.
  2. Im Sankt Oberholz immer unser Exemplar gut sichtbar neben den Klapprechner legen. Andere Co-Worker in unverfängliche Gespräche verwickeln: „Hast Du schon dieses großartige Twitterbuch gesehen?“ Wer das Twitterbuch bereits hat, ist Trendsetter.
  3. In öffentlichen Verkehrsmitteln ununterbrochen laut lachend im Buch lesen. Das Cover muss dabei für alle Mitreisenden gut sichtbar sein.
  4. Täglich mehrfach das Hashtag #Twitterbuch verwenden, um die Aufmerksamkeit auch online aufrecht zu erhalten (und der PR-Agentur des Verlages zu zeigen, dass Social Media von ganz allein läuft). So lange bis alle das Twitterbuch gekauft haben. Dann kann auch endlich Band 2 erscheinen.
  5. Rezensionsexemplare an alle Redaktionen der Republik senden und alle drei Tage nachfragen, ob sie unser Buch schon besprochen haben. Bei guten Kritiken den Like-Button drücken. Bei negativen Rezensionen einen Shitstorm schicken, den selbst Sascha Lobo nicht überleben würde.

Und falls das alles nichts hilft, müssen wir halt wieder Lesungen in der Provinz machen. Danach gehen wir auch gern mit dem Inhaber der lokalen Sortimentsbuchhandlung griechisch essen. Vorausgesetzt, er lädt uns ein.

Es ist da – also theoretisch

#twitterbuch

Es ist da. Jedenfalls sollte es so sein. Wir schreiben Montag, den 13. September 2010. Es ist der offzielle Erscheinungstermin unseres Buches: „Twitter – das Leben in 140 Zeichen“.

Blut, Schweiß und Tränen hat es meine Twitterlesungs-Kollegen und mich gekostet, die besten Tweets in deutscher Sprache zwischen zwei Buchdeckel zu pressen. Ohne zu übertreiben können wir behaupten: Es ist uns gelungen. Das heutige Datum sollte also Anlass genug sein, die physische Existenz des Werkes (wir Herausgeber haben bislang noch kein Exemplar in der Hand halten dürfen) im Präsenzbuchhandel stichprobenartig zu überprüfen.

Hierzu habe ich soeben ein sogenanntes Kulturkaufhaus im Zentrum Berlins aufgesucht und mich zunächst in der Abteilung für gelb- und grüncoverige Wörterbücher begeben.

Ich: „Guten Tag. Ich suche dieses neue Buch «Twitter – das Leben in 140 Zeichen«.“
Buchhändler: „Ah, Sie meinen dieses witzige. Von dem habe ich schon gehört.“
Ich: „Ja, genau, dieses witzige Buch meine ich. Es soll großartig sein, sagt man.“
Buchhändler: „Das haben die Kollegen aus der zweiten Etage vorliegen. Es liegt dort unter «Sprachwissenschaften – auf dem Humor-Tisch«.“

Ich begebe mich auf also ein Stockwerk tiefer. Auf dem „Humor-Tisch“ befinden sich allerdings nur Werke von Wolf Schneider und Bastian Sick. Das Buch sei für September angekündigt und bereits bestellt, aber noch nicht ausgeliefert, versicherte man mir.

Dieses Buchgeschäft scheint eine riesige logistische Herausforderung sein – allein die Auslieferung an den Handel. Vielleicht wird sich dieses E-Book ja eines Tages doch noch durchsetzen, denke ich, während ich erneut unseren Amazon-Verkaufsrang checke. Wir haben es bereits in die Top-Zwanzigtausendsechshundertsechsundsechzig geschafft. Unsere Rente ist sicher.

Um auch den geneigten Handel auf das Twitterbuch aufmerksam zu machen, werde ich nun bis zur tatsächlichen Auslieferung in sämtlichen Buchhandlungen danach fragen. Buzz muss erzeugt werden, denn Humor gehört auf den Tisch.

Deine Preise

Zum Ende eines jeden Jahres nach meinen Wünschen für das kommende gefragt, antworte ich regelmäßig: „Glück, Gesundheit, Friede auf Erden, wirtschaftlichen Aufschwung für alle und eine Neuerscheinung aus dem Nachlass Thomas Bernhards.“

Nachdem das Verlagshaus Suhrkamp in der jüngsten Vergangenheit ausschließlich durch seine Umzugspläne nach Berlin sowie das zweifelhafte Anliegen der Herausgabe einer eigenen Krimiserie von sich Reden machte, wird mir nun mein Herzenswunsch erfüllt. Zwar handelt es sich leider nicht um einen verschollenen großen Roman, aber immerhin um eine kurzweilige Sammlung von Prosatexten, in denen der vor ziemlich genau 20 Jahren verstorbene Schriftsteller auf die ihm verliehenen Literaturpreise zurückblickt.

An der Zeremonie der Preisverleihung selbst hatte der Autor „naturgemäß“ wenig Freude, aber seine vielen Häuser mussten irgendwie bezahlt werden. Prägnant wie selten bringt Bernhard die Sache auf den Punkt: „Nehme ich nicht das Geld, wird es einer Niete in den Rachen geworfen.“

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Weiterführende Links:

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