Kurt Tucholsky: Fröhliche Ostern!

Fröhliche Ostern!

Da seht aufs neue dieses alte Wunder:
Der Osterhase kakelt wie ein Huhn
und fabriziert dort unter dem Holunder
ein Ei und noch ein Ei und hat zu tun.

Und auch der Mensch reckt frohbewegt die Glieder –
er zählt die Kinderchens: eins, zwei und drei …
Ja, was errötet denn die Gattin wieder?
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!

Der fleißige Kaufherr aber packt die Ware
ins pappne Ei zum besseren Konsum:
Ein seidnes Schnupftuch, Nadeln für die Haare,
die Glitzerbrosche und das Riechparfuhm.

Das junge Volk, so Mädchen wie die Knaben,
sucht die voll Sinn versteckte Leckerei.
Man ruft beglückt, wenn sie’s gefunden haben:
Ei, ei, ei
ei, ei
ei!

Und Hans und Lene steckens in die Jacke,
das liebe Osterei – wen freut es nicht?
Glatt, wohlfeil, etwas süßlich im Geschmacke,
und ohne jedes innre Gleichgewicht.

Die deutsche Politik … Was wollt ich sagen?
Bei uns zu Lande ist das einerlei –
und kurz und gut: Verderbt euch nicht den Magen!
Vergnügtes Fest! Vergnügtes Osterei!

(Kurt Tucholsky)

Von guten Bräuchen

Während in den angesagten Lokalitäten der Großstädte auf Schildern allgegenwärtig vor Bösartigkeiten wie „Pickpocketing“ gewarnt wird, gerät ein guter Brauch zunehmend in Vergessenheit: Der gute Brauch des heimlichen hineinlegens von Dingen in fremde Taschen.

So erfreue ich mich daran, kurz vor Ostern unter Kameras und Ladekabeln, ganz unten in den Tiefen meiner Tasche, ein kleines vollmilchschokoladenes Osterlamm zu finden. Wenngleich es sich auch bei genauerer Betrachtung lediglich um ein schwarzes Schaf handelt, so sage ich hiermit trotzdem: Danke!

Wo ich gehe und stehe

Wo ich mich aufhalte, zeichnet mein Telefon auf.

Bekanntlich mache ich mir nicht viel aus Reisen. Hier ist der Beweis: Mein Telefon hat meine Aufenthaltsorte der letzten Jahre aufgezeichnet und ein kleines Programm macht diese nun sichtbar.

Im vergangenen Jahr hielt ich mich – abgesehen von zwei kurzen Abweichungen nach Norden und in den Süden – überwiegend in Hamburg und Berlin auf.

Ausreißer nach oben und unten sind künftig zu vermeiden.

Übergangsjacke

Dann ist wieder Frühling und man sitzt im Biergarten auf harten Bänken, um frischgezapfte Biere aus großen Gläsern zu trinken. Nicht im schönen Prater oder im Englischen Garten unter dem Chinesischen Turm, wie noch im vergangenen Jahr, sondern ganz woanders und mit neuen Menschen. Sonst scheint alles wie immer zu sein:

Man trägt eine ganz leichte Sommerjacke und sobald die Sonne ihr wohliges Strahlen wieder einstellt, wünscht man sich eine wärmendere. – Keine ganz wintertaugliche Oberbekleidung, sondern irgendetwas dazwischen. Dann wundert man sich ein bißchen darüber, warum das Konzept der Übergangsjacke gemeinhin mit Geringschätzung betrachtet wird, trinkt noch einen letzten großen Schluck und geht.

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