West-Berlin

Über den Dächern Berlins, Hotel Sylter Hof

Kurz innehalten und den Blick schweifen lassen, ein paar Sekunden. Wie häßlich dieses West-Berlin doch ist. Ein absurder Gedanke an George Clooney, wie er in The American mit der größten Präzision sein Gewehr zusammenschraubt. Der Gedanke verflüchtigt sich, als ich im Haus gegenüber eine Frau erkenne. Das Kissen auf ihrer Fensterbank dient ihr als Stütze, sie starrt ins Leere. Noch in den sechziger Jahren war das Ausdemfensterschauen eine der liebsten Freitzeitbeschäftigungen der Deutschen. Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein.

„Und?“, fragt mich die Hotelmanagerin erwartungsvoll. „Landschaftlich wunderschön.“

Görlitzer Park

Görlitzer Park, Berlin

Wir treffen uns im hässlichsten Park der Stadt. Überall lungern Männer herum, die mir Drogen verkaufen wollen. „Für mich heute keine Drogen“, entgegne ich freundlich, aber bestimmt, wenngleich die Aussicht auf einen goldenen Schuss auch heute nicht die Schlechteste wäre. Mein Bargeldbestand reicht allerdings nur noch für ein paar Flaschen Bier aus dem Späti.

Wir sind verabredet am Betonbach. Ich habe dieses Wort nie zuvor gehört, weiß aber sofort, was gemeint ist. Nichts bringt die Trostlosigkeit dieser Anlage mehr zum Ausdruck als dieses Gewässer, das nicht fließt, sondern tatsächlich ein schmaler Betonsee ist.

Die Sonne will nicht untergehen und gleißt beharrlich vor sich hin. Wir trinken Bier und Cremant und Bier und ein vorbeilaufender Hund beißt ein wenig auf dem halbrohen Fleisch herum, das auf unserem ausgegangenen Einweggrill liegt. Neben uns sitzende Menschen führen angestrengt Genderdebatten, während ich mit dem Fräulein zu meiner Linken Backrezepte austausche.

Storyboard

Auszüge aus dem flüchtig dahingeworfenen Storyboard:

„Drehort ist eine verlassene Parkbank oder eine große leere Fläche. Wenn möglich, findet die Aufnahme bei passendem Wetter statt (Regen). Der einsame Protagonist traktiert ein anachronistisch wirkendes mobiles Device oder schreibt ein paar Worte in ein analoges Notizbuch. Dabei trinkt er Bier aus der Flasche, um die der Szenerie innewohnende Tristesse zu unterstreichen. Die visuelle Anmutung orientiert sich an Dogma 95. Sofern der Regisseur im Abspann namentlich erwähnt werden muss und der Kameramann über ein ruhiges Händchen verfügt, an David Lynch. Drehtermin: KW 30.“

Sportforum Hohenschönhausen

Sportforum Hohenschönhausen, Bezirk Lichtenberg. Das Gelände ist 55 Hektar groß; wenn man hier an einem Wochenendtag spazieren geht, bekommt man einen Eindruck davon, was Tristesse bedeutet. An diesem Ort denkt man zwangsläufig weniger an feierlichen Eröffnungsveranstaltungen der Olympischen Spiele, sondern eher an die Verabreichung von illegalen Substanzen zur Leistungssteigerung.